Drogen und Rausch

So viele alkoholbedingte Krankheitstage wie nie zuvor

Während über die Risiken der Cannabisfreigabe noch teils erbittert gestritten wird, sorgt die bevorzugte Rauschdroge der Deutschen – der Alkohol – business as usual für neue Negativrekorde.

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Vier Personen im Anzug stoßen mit einem Glas Bier an.

Ein Grund anzustoßen, findet sich immer. Die Deutschen sind alkoholaffin – mit steigender Ausfalltendenz.

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Düsseldorf. Während Jugendliche dem Alkoholkonsum offenbar wieder weniger abgewinnen können, nimmt die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage nach veritablem Rausch weiter zu. Wie die AOK Rheinland/Hamburg am Dienstag meldet, war diesbezüglich 2022 ein neuer „Negativrekord“ zu verzeichnen. Im Berichtsjahr seien „Berufstätige in Folge von Alkoholkonsum so lange arbeitsunfähig gewesen wie nie zuvor, 15,3 Tage je 100 Versicherte“.

Die Zahlen basieren den Angaben zufolge auf einer Auswertung von AU-Meldungen Hunderttausender berufstätiger Versicherter durch das kasseneigene Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung. Wie es heißt, habe der kritische Alkoholkonsum mit Beginn der Corona-Pandemie sprunghaft zugenommen. Im ersten Jahr der Pandemie (2020) erhöhten sich die AU-Tage wegen Alkoholproblemen um 14 Prozent auf 15 Tage je 100 Versicherten. Seitdem nähmen die Probleme weiter zu. „Das Vor-Corona-Niveau, das sich in den Jahren 2014 bis 2019 zwischen 12,4 und 13,6 AU-Tagen bewegt hat, konnte nie mehr erreicht werden.“

Prekäre Werte für Ältere und Männer

Zudem müsse eine hohe Dunkelziffer angenommen werden, da bei der Auswertung nur Ausfalltage berücksichtigt werden konnten, für die auch eine AU-Bescheinigung vorlag. „Für Arbeitsunfähigkeiten von einem Tag bis zu drei Tagen sind in der Regel keine Krankenscheine nötig.“

Spitzenwerte berichtet die AOK für die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen: Hier liefen 2022 im statistischen Schnitt 27 bescheinigte Krankheitstage je 100 Versicherte auf. In der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen seien es dagegen lediglich 3,8 AU-Tage gewesen. Und: Wie gehabt sind Männer besonders anfällig für Hochprozentiges. „Männer fallen fast dreimal so häufig wegen Alkoholstörungen aus“, so die AOK Rheinland/Hamburg weiter.

Die Kasse verweist auch auf jüngste Zahlen aus dem Bundesgesundheitsministerium, wonach bundesweit 7,9 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren Alkohol in gesundheitlich bedenklicher Menge zu sich nehmen. Durchschnittlich würden pro Kopf und Jahr rund zehn Liter reinen Alkohols getrunken. Insgesamt sei der Konsum damit gegenüber den Vorjahren zwar „leicht rückläufig“. Dennoch rangiere Deutschland „im internationalen Vergleich unverändert im oberen Drittel“. (cw)

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