Fliegerärzte fordern

Strengere Medizin-Checks für Piloten

Zwei Wochen nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine setzt sich der Verband der Fliegerärzte für strengere medizinische Kontrollen für Piloten ein. Er fordert vor allem Tests zum Nachweis eines Psychopharmaka-Konsums.

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BERLIN. Nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine mit 150 Toten hat sich der Deutsche Fliegerarztverband für strengere Untersuchungen für Piloten von Passagierflugzeugen ausgesprochen.

"Wir fordern häufigere und gründlichere Laboruntersuchungen für Piloten", sagte Verbandspräsident Hans-Werner Teichmüller der Zeitung "Die Welt".

Es müsse ein Befund her, mit dem auch der Konsum von Psychopharmaka und Drogen nachgewiesen werden könne.

Dem Zeitungsbericht zufolge geht der Interessenverband der flugmedizinischen Sachverständigen mit seiner Forderung weit über die bisherige Praxis hinaus.

Montgomery: "Zu laxer Umgang mit Schweigepflicht"

Ärztepräsident Professor Frank Montgomery wies unterdessen erneut Überlegungen zurück, die ärztliche Schweigepflicht zu lockern.

"Kritische Reflexion ist immer sinnvoll. Wir haben aber eher Probleme mit einem zu laxen Umgang mit der Schweigepflicht", sagte Montgomery der "Rheinischen Post".

Häufig würden Krankenhäuser nach dem Tod eines Menschen seine Akten herausgeben, obwohl das verboten sei.

Seit dem Absturz des Flugzeugs am 24. März wird über medizinische Untersuchungen für Piloten und eine mögliche Lockerung der Schweigepflicht debattiert.

Der Co-Pilot soll den Kapitän ausgesperrt und die Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen absichtlich in den Sinkflug gebracht haben.

Bei der Katastrophe war der Co-Pilot krankgeschrieben, was er jedoch anscheinend verheimlichte. Was er hatte, ist nicht bekannt.

Nach früheren Lufthansa-Angaben hatte Andreas L. "ein voll gültiges Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1". Als Flugschüler habe er 2009 seine Lufthansa-Verkehrsfliegerschule über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert.

Angehörige werden weiter vor Ort betreut

Die Betreuung von Angehörigen der Opfer soll derweil gesichert bleiben, wie die zuständige Präfektur des Départements Alpes-de-Haute-Provence mitteilte.

Am Einsatzzentrum der Bergungskräfte in Seyne-les-Alpes stehe nahe dem Rathaus ein Rückzugsraum zur Besinnung zur Verfügung.

Dort sei vier Stunden täglich eine psychologische Betreuung im Einsatz. Die provisorische Gedenkstätte in Le Vernet in der Nähe der Absturzstelle soll für Angehörige weiter zugänglich, ansonsten aber abgesperrt bleiben.

Der Fliegerarztverband ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von deutschen Fliegerärzten.

Diese untersuchen demnach Piloten, fliegendes Personal in Cockpit und Kabine sowie Fluglotsen auf die gesundheitliche Tauglichkeit für ihre Tätigkeit. (dpa)

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