Flüchtlinge

Thüringen fördert Trauma-Selbsthilfeprojekt

Flüchtlinge als Ansprechpartner in der psychotherapeutischen Versorgung einsetzen? Ein neues Projekt zielt auf diese Selbsthilfe ab.

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ERFURT. Thüringen will speziell geschulte Flüchtlinge in die psychosoziale Betreuung traumatisierter Geflüchteter einbinden. Das Sozialministerium bewilligte rund 346.000 Euro für die International Psychosocial Organisation (IPSO) gGmbH.

Die Organisation soll in einem zweijährigen Projekt geeignete Flüchtlinge zu psychosozialen Beratern ausbilden, die dann als Ansprechpartner für durch Flucht und Bürgerkriegserlebnisse traumatisierte Menschen zur Verfügung stehen.

Dadurch könnten diejenigen Menschen, die eine psychotherapeutische oder medizinische Behandlung benötigen, gezielter an die entsprechenden Thüringer Kliniken und Einrichtungen überwiesen werden, so das Ministerium. "Mit diesem Projekt baut die Landesregierung die dringend benötigte psychosoziale Erstversorgung von Flüchtlingen aus", sagte Ministerin Heike Werner (Linke).

Entsprechende Erfahrungen hat IPSO in Afghanistan gesammelt, wo die Organisation bereits Einheimische in einem einjährigen Kurs zum psychosozialen Berater ausgebildet und Krankenschwestern und Ärzte für den Umgang mit traumatisierten Patienten geschult hat.

In Thüringen haben bislang nur sehr wenige traumatisierte Flüchtlinge mangels Behandlungsmöglichkeiten die Chance auf eine professionelle Therapie. In den Erstaufnahmeeinrichtungen fehlt es nach Ansicht von Fachleuten an einer qualifizierten frühzeitigen Traumadiagnostik, das Personal verfügt kaum über Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit.

Dass Laien in der Betreuung traumatisierter Flüchtlinge eine bedeutende Rolle spielen können, betont auch Professor Frank Neuner von der Universität Bielefeld.

"Mehrere Studien aus Deutschland und den USA haben gezeigt, dass auch qualifizierte Laien eine Psychotherapie anbieten können", sagte er jüngst in Berlin. Psychotherapien durch Laien seien bisher aber rechtlich nicht möglich, so Neuner. (zei/jk)

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