Pädophilie-Forschung

Uni beauftragt Gutachten zu umstrittenem Sexualforscher

Ein Hannoveraner Sexual-Wissenschaftler hatte in den 70er-Jahren Jugendliche bei pädophilen Pflegevätern untergebracht. Jetzt lässt die Uni dessen Wirken untersuchen.

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HANNOVER. Es war ein Modellprojekt, bei dem Jugendliche in den 1970er Jahren an pädophile Pflegeväter vermittelt wurden: Die Leibniz Universität Hannover will externe Wissenschaftler mit einer Untersuchung zum Wirken des umstrittenen Sexualwissenschaftlers Helmut Kentler beauftragen. Ziel werde es sein, die Umstände von Promotion, Berufung und Wirken Kentlers bis zu seinem Ausscheiden detailliert zu untersuchen, teilte die Hochschule am Mittwoch mit. Dazu gehöre auch die Doktorarbeit Kentlers.

Der 2008 gestorbene Wissenschaftler hatte in den 1970er Jahren in Berlin mit Duldung des West-Berliner Jugendamts obdachlose Jugendliche bei pädophilen Männern untergebracht, die wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraft waren. Kentler lehrte bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1996 an der Uni Hannover. 2015 wurde sein Fall neu aufgegriffen und als Skandal angesehen.

"Ich bin auch völlig irritiert, dass die Fachcommunity dieses Agieren Kentlers nicht kommentiert, nicht aufgeschrien hat!", hatte der Präsident der Leibniz-Universität, Volker Epping, in seiner Rede auf dem Neujahrsempfang der Uni am vergangenen Freitag gesagt. Es gelte nun, die Rolle Kentlers an der Universität umfassend aufzuarbeiten.

Kürzlich hatten zwei Männer, die als Jungen von Kentler zu einem pädophilen Pflegevater vermittelt wurden, ihre Geschichte dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" (Dezember) erzählt. Der pädophile Mann habe 30 Jahre lang als Pflegevater arbeiten dürfen. Zwei seiner Pflegekinder erzählen in dem Bericht, dass der Mann Videos von ihnen in der Badewanne sowie von sexuellen Handlungen gemacht habe. (dpa)

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