Verletzt, heimatlos, apathisch, ängstlich
GENF (ug). Drei bis fünf Millionen Flut-Opfer in Südasien brauchen Hilfe, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Für diese Menschen gehe es zunächst ums Überleben, ums Wohlbefinden und schließlich darum, eine gesunde Zukunft aufzubauen.
Veröffentlicht:Am 26. Dezember haben Tsunami-Fluten nach einem Seebeben vor Sumatra alle umliegenden Küstenstriche zerstört. Indien, Indonesien, Sri Lanka und Thailand gehen offiziell von fast 160 000 Toten aus, befürchtet werden über 180 000. Von anderen betroffenen Ländern wie Myanmar, den Malediven oder Somalia gibt es keine Zahlen.
Über 50 000 Menschen sind verletzt und müssen medizinisch versorgt werden, so die WHO. Mehr als 1,12 Millionen Menschen haben alles verloren, tausende leben nun in Camps (in einem Auffanglanger in Indonesien sollen 60 000 Menschen Zuflucht gefunden haben). Und immer noch gibt es abgelegene Regionen, etwa in Aceh auf Sumatra, zu denen der Zugang fehlt, von denen es also noch keine Nachrichten gibt. Außerdem wird die Region weiterhin von Nachbeben erschüttert.
Obwohl so viele Menschen auf engstem Raum in den Camps leben, seien noch keine Seuchen ausgebrochen, berichtet die WHO. Diarrhoen kommen recht häufig vor, seien aber jedesmal schnell im Griff.
WHO und UNICEF haben zwar in Indien und Indonesien Impfkampagnen gegen Masern durchgezogen - allein in Indien sind über 32 000 Kinder geimpft worden -, doch jetzt sind aus Auffanglagern in Südindien die ersten "sporadischen", so die indischen Gesundheitsbehörden, Masern- und auch Windpocken-Ausbrüche gemeldet worden.
Die Menschen in den Lagern leiden vor allem an Wundinfektionen, Atemwegs- und Lungenkrankheiten, Hautinfektionen und Malaria. Auch Tetanus ist bereits aufgetreten. Da die Menschen auf engstem Raum leben, sei Pneumonie die größte Gefahr, befürchtet das Rote Kreuz, wie "Nature" online berichtet.
Hautproblem ist sauberes Trinkwasser. Durch verseuchtes Trinkwasser seien zwei Millionen Menschen von Epidemien bedroht, meint der Hydrogeologe Walter Gäßler von der Uni Leipzig in einem dpa-Gespräch.
Viele Flut-Opfer sind seelisch traumatisiert, sind apathisch, weinen und schreien. Viele haben Angst, in ihre Heimat zurückzukehren. Diese Menschen brauchen psychologische Hilfe, und zwar auf längere Zeit. Kindern helfe am besten ein geregelter Alltag, meint UNICEF. Deshalb werden Notschulen aufgebaut und tausende von "Schulen in der Kiste" verteilt. Das sind Kisten mit Lernmaterial für jeweils 80 Kinder.