Außerirdische Herkunft
Zucker aus dem Weltall
Forscher haben in einem Meteoriten Zuckermoleküle gefunden, die im Weltall entstanden sein müssen.
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Künstlerische Darstellung eines Meteoriten: Forscher haben Zuckermoleküle auf einem solchen gefunden – vier verschiedene Arten.
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Washington. Biologisch bedeutende Zuckermoleküle könnten mit Meteoriten auf die Erde geregnet sein. Das schließen Forscher aus Analysen besonders urtümlicher Himmelssteine.
Das Team um Yoshihiro Furukawa von der Tohoku-Universität in Sendai (Japan) stieß unter anderem auf den Zucker Ribose, den zentralen Baustein der Ribonukleinsäure. Das Verhältnis der verschiedenen Kohlenstoffvarianten (Isotope) in dem Zucker zeige eindeutig eine außerirdische Herkunft, berichtet das Team in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS, doi.org/10.1073/pnas.1907169116).
Seit langem untersuchen Wissenschaftler die Möglichkeit, dass biologisch wichtige Zucker aus dem Weltall auf die junge Erde gekommen sind. Bereits in den 1960er Jahren hatten Forscher biologische Zucker wie Glukose und Arabinose in sogenannten kohligen Chondriten gefunden, einer Gruppe kohlenstoffhaltiger, urtümlicher Meteoriten.
Eine extraterrestrische Herkunft ließ sich damals nicht belegen. Anfang der 2000er Jahre wiesen Wissenschaftler außerirdische Zuckersäuren und Zuckeralkohole auf dem Murchison-Meteoriten nach, einem Chondriten, der 1969 in Australien eingeschlagen war. Die nachgewiesenen Verbindungen hätten jedoch keine besonders große biologische Bedeutung, schreiben die Forscher.
4 Arten nachgewiesen
Das Team untersuchte nun erneut den Murchison-Meteoriten sowie zwei weitere kohlige Chondriten. Dabei konnten die Forscher alle vier Arten der Aldopentosen nachweisen. Das sind Zucker, deren Grundgerüst jeweils fünf Kohlenstoffatome enthält: Ribose, Arabinose, Xylose und Lyxose.
1969 schlug in Australien der Murchison-Meteorit ein. In diesem kohligen Chrondriten konnten Wissenschaftler unter anderem den Zucker Ribose feststellen, den zentralen Baustein der Ribonukleinsäure.
Dabei stellten die Wissenschaftler jeweils einen merklichen Überschuss des Isotops Kohlenstoff-13 im Vergleich zur irdischen Verteilung fest, was eine außerirdische Herkunft belegt. Zucker aus Bodenproben rund um die Einschlagstelle des Meteoriten zeigen sogar einen ausgeprägt geringen Anteil an Kohlenstoff-13, was ebenfalls gegen eine Verunreinigung des Meteoriten auf der Erde spricht. Die Forscher schließen daraus, dass diese Zuckermoleküle unter nicht-biologischen Bedingungen im Weltall entstehen können.
Sie identifizierten im Labor dafür einen Prozess ähnlich der sogenannten Formose, die Zucker aus Aldehyden (dehydrierten Alkoholen) erzeugt. Zentrale Zucker wie Ribose könnten also aus dem Weltall auf die Erde, den Mars und andere junge Planeten geregnet sein und dort zur Bildung von Biomolekülen wie der RNA beigetragen haben, so die Wissenschaftler. (dpa)