116117 - der direkte Draht zum Doktor

Ob auf Rügen oder im Allgäu, ob gesetzlich oder privat versichert - Deutschland bekommt eine einheitliche Rufnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Doch nicht alle Bundesländer sind darauf vorbereitet.

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Für Praxen in Bereitschaft eine Nummer.

Für Praxen in Bereitschaft eine Nummer.

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BERLIN (af). In weiten Teilen Deutschlands bricht am kommenden Montag, 16. April, ab 18 Uhr eine neue Ära an. Ab dann sind die Bereitschaftsdienste der niedergelassenen Ärzte über die bundeseinheitliche Telefonnummer 116.117 erreichbar.

Die Nummer löst die mehr als 1000 regionalen Nummern ab. Wichtig für Ärzte: Die bisherigen Nummern bleiben erhalten. Die neue Nummer wird zusätzlich auf das bisherige System aufgeschaltet.

"Kein Anruf geht verloren", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Bereitschaftsdienste-Nummer in Berlin.

Das gilt auch für die spezialfachärztlichen Bereitschaftsdienste, die es in manchen Regionen gibt.

Selbst in den Regionen, die nicht von Anfang an dabei sein werden, liefert die neue Nummer entscheidende Informationen. Dann höre der Hilfesuchende eine Bandansage, die ihm die Nummer der nächsten Bereitschaftspraxis übermittele, heißt es bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Baden-Württemberg, das Saarland, Teile von Rheinland-Pfalz und von Hessen würden erst später im Jahr komplett mit der neuen Nummer verbunden, hat die KBV angekündigt.

Im Regelfall erkenne das System den Standort des Anrufers und verbinde ihn mit der nächstgelegenen Bereitschaftspraxis oder einer Bereitschaftsdienstzentrale, beschreibt die KBV die Funktion des neuen Dienstes.

Kosten zwischen drei und fünf Millionen Euro

Funktioniere dies nicht, werde der Anrufer aufgefordert, seine Postleitzahl einzugeben, entweder mündlich oder per Tastatur. Falls auch dies nicht zum Ziel führe, zum Beispiel weil der Anrufer die Postleitzahl seines Standorts nicht weiß, werde der Anrufer mit einer von zwei bundesweiten Service-Zentralen verbunden.

Dort übernähmen qualifizierte Mitarbeiter die Vermittlung persönlich, kündigte Köhler an.

Für alle Anrufer ist der Dienst gratis. Die Kosten übernehmen die Kassenärztlichen Vereinigungen. Mit drei bis fünf Millionen Euro im Jahr rechnet KBV-Chef Köhler.

Grund für die Spanne sei die Unsicherheit, wie viele der Anrufe tatsächlich in die in die Call-Center umgeleitet würden. Dort entstünde der Löwenanteil der Kosten. Bislang zählen die KVen rund 3,9 Millionen Anrufer im Jahr.

Köhler rechnet mit einer gewissen Kompensation dieser Ausgaben. Er gehe von einem Rückgang an Anrufern bei den Rettungsleitstellen unter der Notfallnummer 112 aus. Leichte Fälle kehrten damit aus den Krankenhausambulanzen in die Praxen der niedergelassenen Ärzte zurück, sagte Köhler.

Deutschland ist das erste Land in Europa, das die einheitliche Bereitschaftsdienstnummer einführt. Weitere Länder haben signalisiert, zu folgen. Die Initiative zu einer europaweiten Nummer geht auf die KV Brandenburg und deren Vorsitzenden Dr. Hans-Joachim Helming zurück.

Für den Patientenbeauftragten der Bundesregierung Wolfgang Zöller (CSU) stellt die neue Nummer einen Service dar, der die Situation der Patienten verbessert.

Viele Beschwerden über die Schwierigkeiten, außerhalb der Praxisöffnungszeiten einen niedergelassenen Arzt zu finden, gehörten bald der Vergangenheit an.

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Kommentare
Dr. Marcel Marquardt 11.04.201215:08 Uhr

Weshalb sind die KV''en

für die Finanzierung einer Kundenleistung zuständig?
Mit meinem Geld wird eine Leistung dargestellt, dessen Existenz mir völlig egal ist. Durch die Einführung einer einheitlichen Nummer wird in keiner Region Geld gespart, da die Notdienstzentralen beibehalten bleiben. Zusätzlich dürfen jetzt vom ärztlichen Ho(h)norar auch noch Call-Center betrieben werden??

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