Lieferschwierigkeiten

ABDA zu Arzneimittel-Engpässen: Bürokratie erschwert Arbeit

Der zeitliche Mehraufwand, unnötige Bürokratie bei der Herstellung von Medikamenten und der Unmut der Menschen belasteten Apothekerinnen und Apotheker sehr, sagt ABDA-Präsidenten Overwiening.

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ABDA-Präsidenten Gabriele Overwiening hält es angesichts der aktuellen Arzneimittel-Engpässe für sinnvoll, dass Apotheken entscheiden könnten, wann sie ein Mittel selbst herstellen. So ließe sich Bürokratie vermeiden, sagte Overwiening.

ABDA-Präsidenten Gabriele Overwiening hält es angesichts der aktuellen Arzneimittel-Engpässe für sinnvoll, dass Apotheken entscheiden könnten, wann sie ein Mittel selbst herstellen. So ließe sich Bürokratie vermeiden, sagte Overwiening.

© Sven Hoppe / dpa / picture alliance

Berlin. Angesichts der Engpässe von bestimmten Medikamenten klagt die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) über unnötige Bürokratie. „Ein individuell hergestellter Fiebersaft in der Apotheke kostet natürlich mehr und die Krankenkassen erstatten das nicht, wenn es nicht auf dem Rezept verordnet steht. Der Arzt kann aber nicht wissen, dass es in der Apotheke keinen Fiebersaft geben wird“, sagte Gabriele Overwiening der Deutschen Presse-Agentur. So entstehe nur wegen der Krankenkassen eine völlig unnötige Bürokratie.

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Es wäre ihrer Ansicht nach sinnvoll, dass Apotheken entscheiden könnten, wann sie das Mittel selbst herstellen. Ein weiteres Problem sei der zeitliche Mehraufwand, sagte Overwiening. Denn: „Wir dürfen das auch nicht im Voraus herstellen.“

Zuletzt gab es Lieferschwierigkeiten bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften. Auch Mittel für Erwachsene sind betroffen, etwa Krebsmedikamente und Antibiotika, wie Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) erläutert hatte. Das Ministerium weist darauf hin, dass nicht alle Lieferengpässe auch Versorgungsengpässe bedeuten. Für Apotheken bringen die Engpässe mehr Aufwand, etwa um Alternativen für nicht lieferbare Präparate zu finden.

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„Die Apotheken sind sehr belastet und oft am Ende ihrer Kräfte. Die Apothekerinnen und Apotheker bekommen die ganze Enttäuschung der Menschen ab“, sagte Overwiening. „Die Probleme entstehen vorher und das muss dann in der Apotheke ausgebadet werden.“

Auch mit Blick auf die Weihnachtstage will die Präsidentin die Menschen beruhigen. „Die Apotheken wissen heute schon, wer Notdienst hat“, sagte sie. Diese Apotheken würden sich ausrüsten und dann auch mehr vorrätig haben. „Da bin ich sicher, dass meine Kollegen in den Apotheken für eine sichere Versorgung sorgen werden.“

Reinhardt ruft zu Nachbarschaftshilfe auf

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, rief die Bevölkerung unterdessen dazu auf, sich gegenseitig mit der Hausapotheke zu helfen. „Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben. Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft“, sagte er dem „Tagesspiegel“.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) fordert mit Blick auf Lieferengpässe bei Medikamenten für Kinder eine engere Zusammenarbeit von Kinderärzten, Krankenkassen und Apotheken. So solle die Versorgung mit Fiebersäften und Antibiotika für Kinder im Freistaat wieder sichergestellt werden, teilte das Ministerium am Samstag mit.

Kinderschutzbund übt Kritik

Der Kinderschutzbund hat angesichts der Lieferprobleme scharfe Kritik an der Politik geübt. „Es ist ein Armutszeugnis für die Politik, dass jetzt nicht einmal genug Medikamente und fiebersenkende Mittel für die Kinder vorhanden sind“, sagte Verbandspräsident Heinz Hilgers der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Samstag). Hilgers verlangte: „Die Bundesregierung muss jetzt so schnell wie möglich handeln und Medikamente beschaffen. Und sie muss dringend die Weichen dafür stellen, dass sich eine solche Situation möglich nie mehr wiederholt.“ (dpa/ dpa/lby)

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