ADHS: Konzept im Südwesten hat sich bewährt

Die KBV ist überzeugt: Ein Erfolgsmodell aus Baden-Württemberg sollte in der Regelversorgung übernommen werden.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
ADHS: Im Südwesten kooperieren viele Berufsgruppen.

ADHS: Im Südwesten kooperieren viele Berufsgruppen.

© Janssen-Cilag

BERLIN. Von dem Vertrag zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) in Baden-Württemberg profitieren Betroffene, Ärzte und Kassen gleichermaßen. Das ist das Ergebnis eines Werkstattgesprächs der KBV.

Das Versorgungsangebot von KBV, KV Baden-Württemberg und Betriebskrankenkassen besteht seit April 2009. Etwa zehn Prozent der Kinderärzte und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und ein gutes Viertel der Kinder- und Jugendpsychiater im KV-Bezirk wirken mit.

Sie bilden mehr als 40 regionale therapeutische Teams, die auch sozialpsychiatrische und sozialpädagogische Maßnahmen für die knapp 1000 im Vertrag betreuten Patienten organisieren. Die Kooperation wird in dem Vertrag nach §73c SGB V gesondert honoriert.

"Berufsgruppen, die sonst nicht regelhaft zusammenarbeiten, haben sich da zusammengefunden", sagte Dr. Bernhard Gibis, Leiter der KBV-Vertragswerkstatt in Berlin. Nicht nur Gibis vertritt die Auffassung, dass der Vertrag in der Regelversorgung als Kollektivvertrag umgesetzt werden sollte.

"Das ist das Modell einer Versorgung, die von der Öffentlichkeit, den Betroffenen und den Kostenträgern schon immer gefordert wird", sagte der Kinderarzt Dr. Dr. Klaus-Peter Grosse. Dr. Myriam Menter von der Selbsthilfegruppe ADHS Deutschland bestätigte das. Sie forderte, "dass alle diesen Vertrag umsetzen".

Seit Jahresbeginn wird das Versorgungsmodell nach Angaben von Dr. Christa Schaff, Bundesverbandsvize der Kinder- und Jugendpsychiater, von der Uni Marburg mit Förderung des Bundesgesundheitsministeriums evaluiert. Schaff forderte Krankenkassen zum Vertragsbeitritt auf, damit mehr Patienten profitieren.

Die beteiligten BKKen begrüßen vor allem zwei Effekte des Vertrags. Die Diagnose ADHS wird differentialdiagnostisch gesichert, und die Verordnungskosten sinken. Das liegt nicht nur daran, dass nur rund 26 Prozent der Patienten im Vertrag statt sonst zwischen 45 und 55 Prozent Medikamente erhalten.

Auch die Arzneikosten der weiterhin medikamentös versorgten Patienten sind nach Vertragsbeitritt um 21 Prozent gesunken, so der Vertragsstratege der BKK Gesundheit Harry Scheija. "Das sind sinnvolle und spürbare Einsparungen", erläuterte Scheja.

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