Kassenpolster

AOK will "Sturmsicherung"

Weiter sparen trotz Milliardenüberschüssen in der GKV: Die AOK hat sich deutlich gegen Prämien und Wahlgeschenke ausgesprochen - und Reformen in Kliniken und bei Ärzten gefordert.

Veröffentlicht:
Sturm: Dagegen will die AOK für das Gesundheitswesen Rücklagen anhäufen.

Sturm: Dagegen will die AOK für das Gesundheitswesen Rücklagen anhäufen.

© Xinhua / imago

POTSDAM (af). Die Rücklagen der gesetzlichen Krankenversicherung taugen nicht, um daraus Wahlgeschenke zu verteilen. Mit diesem Appell hat sich der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes Jürgen Graalmann an Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) gewandt.

Die Rekordreserve der gesetzlichen Krankenversicherung von derzeit 22 Milliarden Euro werde benötigt, um Beitragssatzsteigerungen in Zukunft zu vermeiden. Einnahmen und Ausgaben der GKV sollten dafür in ein stabiles Gleichgewicht gebracht werden.

Da die Kassen ab dem Jahr 2014 wieder mit Defiziten rechnen müssten, sollten die "Angebots- und Prozesstrukturen" im Gesundheitswesen schnell auf den Prüfstand, sagte Graalmann.

Statt Prämien auszuschütten, solle das Finanzplus in ein Qualitätsplus gewendet werden. Dazu müssten Unter-, Über- und Fehlversorgung angegangen werden.

Ineffiziente Strukturen in Praxen und Kliniken seien dafür verantwortlich, dass die Ausgaben der GKV stärker stiegen als die Einnahmen. Um hier gegenzusteuern forderte Graalmann Nutzenbewertungen auch für Medizinprodukte.

Deh: Zuviele Ops in Deutschland

Der AOK-Verbandschef sprach sich auf Nachfrage auch dafür aus, die Satzungsleistungen der Kassen unter dem Gesichtspunkt Verschwendung zu analysieren.

Die Praxisgebühr stellte Graalmann nicht in Frage. Auch sie tauge nicht zum Wahlgeschenk. Erst nach der Wahl 2013 sollte ein Revirement aller Zuzahlungen angegangen werden, schlug Graalmann vor.

AOK-Vorstand Uwe Deh wurde konkreter. Es gebe zu viele kleine Krankenhäuser, sagte er vor Journalisten in Potsdam. Zudem werde in Deutschland zu schnell und zu oft operiert.

Als Beispiel führte Deh die hohe Zahl von Gebärmutterentfernungen an, die das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (Wido) ermittelt hat.

Deh räumte ein, dass völlig unklar sei, warum es in Deutschland Regionen gebe, in denen seiner Ansicht nach unverhältnismäßig viele Hysterektomien vorgenommen würden.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

#NRWEntscheidetSich

Medienkampagne zur Organspende in NRW

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System