Indien

Acht Frauen sterben nach Sterilisation

80 Sterilisationen in fünf Stunden: Bei diesem Op-Marathon sollen laut Medienberichten acht Frauen in Indien gestorben sein.

Veröffentlicht:

NEU DELHI. In Indien sind acht Frauen kurz nach einer Massen-Sterilisation in einem staatlichen Krankenhaus gestorben. Sie hätten sich der Operation im Rahmen eines Programms zur Familienplanung im zentralindischen Chhattisgarh unterzogen, erklärten die Behörden heute.

Insgesamt waren am Samstag Dutzende Frauen im Hospital Nemi Chand im Dorf Pendari operiert worden. 17 Frauen befinden sich nach offiziellen Angaben im kritischen Zustand. Die Milliardenbevölkerung in Indien wächst rasant - was das Land vor gewaltige Herausforderungen etwa bei der Ernährung des Riesenvolkes und den Ausbau der Infrastruktur stellt.

Die Regierungen mehrerer Bundesstaaten versuchen, Frauen mit Geld oder Geschenken zur Sterilisation zu bewegen. In Chhattisgarh erhielten sie rund 18 Euro. In sogenannten Camps - meist eintägige Fließband-Operationen - werden jedes Jahr Millionen Inderinnen sterilisiert.

Viele der Frauen, die in Pendari operiert wurden, hätten kurz nach dem Eingriff über Schwindel, Übelkeit und Fieber geklagt, sagte Polizeisprecher Ashok Kumar. 50 der 83 operierten Frauen seien in Krankenhäuser eingewiesen worden.

Die Lokalregierung erklärte, die Familien der Kranken erhielten umgerechnet rund 650 Euro, die Angehörigen der Verstorbenen bekämen etwa 5000 Euro. Die genaue Todesursache war zunächst nicht bekannt.

Vier Beamte suspendiert

"Derartige Vorfälle sind nicht gut für uns. Sobald der Bericht kommt, werden wir sicherstellen, dass das nicht wieder passiert", versicherte der erst am Montag ernannte Gesundheitsminister Shripad Naik in Neu Delhi.

Vier Beamte seien vom Dienst suspendiert worden, sagte Raman Singh, Regierungschef von Chhattisgarh. Unter ihnen sei der Direktor des Familienplanungsprogramms des Bundesstaates und der Arzt, der die Operationen beaufsichtigte. Gegen ihn laufe auch ein Verfahren.

Nach Angaben in der jüngsten Umfrage des Gesundheits- und Familienministeriums wendet etwa die Hälfte der Befragten Familien irgendeine Art von Verhütung an. Etwa ein Drittel der Frauen (34 Prozent) hat sich sterilisieren lassen, während dies nur auf ein Prozent der Männer zutrifft.

Gesundheitsorganisationen jedoch erklären, dass ein Eingriff bei Männern ungefährlicher und unkomplizierter sei. Menschenrechtler wie Human Rights Watch bemängeln, dass die Frauen in Indien zumeist nicht ausreichend informiert und betreut würden.

Außerdem setzten die Lokalregierungen der Bundesstaaten sich Ziele, wie viele Sterilisationen sie pro Jahr durchführen möchten, und übten Druck auf die Beamten aus, diese auch zu erfüllen.

Wie viele Frauen im vergangenen Jahr unfruchtbar gemacht wurden, konnte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Neu Delhi nicht sagen, da dies Ländersache sei. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Für 600.000 Kinder

WHO plant zweite Polio-Impfrunde im Gazastreifen

Eindämmung von Mpox

WHO gibt grünes Licht für schnelleren Mpox-Test

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Zehn Pilotpraxen erproben Zukunftsplan

„HÄPPI“-Konzept: Auf dem Weg zur Hausarztpraxis 2.0

Lesetipps
Die vestibuläre Migräne ist die häufigste Schwindelerkrankung der 20- bis 50-Jährigen. Die Betroffenen werden häufig nicht ernst genommen. Auf dem Schmerzkongress werden diagnostische und therapeutische Möglichkeiten diskutiert.

© vectorfusionart / stock.adobe.com

Schmerzkongress

Deutscher Schmerzkongress 2024: Das sind die Highlights