Adieu Regress: Koalition stärkt den Landarzt
BERLIN (sun). Regionalisierte Honorare, weniger Bürokratie: Bund, Länder und Fraktionen haben sich auf einen Arbeitsentwurf zum Versorgungsgesetz verständigt. Nach den "Streitereien" mit den Ländern sei es jetzt gelungen, Einigkeit herzustellen, sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP).
Veröffentlicht:Das Gesetz sei ein "großer Schritt für die bessere Versorgung in Deutschland", so Bahr. Schließlich schaffe man für junge Ärzte, die sich entscheiden, aufs Land zu gehen, "eine verlässliche Perspektive".
Viele Pläne der Koalition waren bereits vorab bekannt geworden. Für Ärzte in unterversorgten Gebieten sollen Regelleistungsvolumen entfallen, die Gefahr für Regresse soll damit sinken. Bleiben Ärzte mehr als fünf Jahre auf dem Land, können sie später leichter in eine Stadt wechseln.
Mit dem Gesetz soll zudem eine neue Versorgungsebene geschaffen werden: die ambulante spezialärztliche Versorgung zur Behandlung seltener Erkrankungen.
Außerdem ist die Selbstverwaltung künftig nicht mehr verpflichtet, ambulante Kodierrichtlinien (AKR) zu erarbeiten. Es müsse vor Ort verhandelt werden, wie Morbidität darstellt werden soll, hieß es aus Regierungskreisen. Das Aus für die AKR begrüßen Ärzteverbände als "positives Signal".
Auch der Skandal um die City BKK hat sich im Entwurf niedergeschlagen: Kassen, die künftig Versicherte abwimmeln, drohen Bußgelder bis zu 50.000 Euro.
Grünen-Politikerin Birgitt Bender kritisierte das Gesetz als "zu kurz gegriffen". Die Koalition konzentriere sich zu sehr darauf, "Ärzte aufs Land zu prügeln". "Die tatsächliche Fehlversorgung - nämlich zu viele Fachärzte in der Stadt und zu wenige Hausärzte auf dem Land - wird nicht richtig angegangen", so Bender.
Letzte Details zu dem Gesetz sollen in der kommenden Wochegeklärt werden. Zum 1. Januar 2012 soll es in Kraft treten.
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