BÄK gegen Suizidassistenz

„Ärzte leisten Hilfe beim Sterben, nicht zum Sterben“

Müssen Ärzte Schwerkranken Zugang zu tödlichen Medikamenten geben? Grundsätzlich ja, sagt das BVG. Die Bundesärztekammer sperrt sich.

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Unklare Situation: Trotz eines BVG-Urteils erlaubt das BfArM derzeit keine Anträge auf Zugang zu tödlichen Medikamenten.

Unklare Situation: Trotz eines BVG-Urteils erlaubt das BfArM derzeit keine Anträge auf Zugang zu tödlichen Medikamenten.

© nmann77 / stock.adobe.com

Berlin. Die Bundesärztekammer lehnt Neuregelungen ab, die Schwerkranken den Kauf von Medikamenten zur Selbsttötung ermöglichen. „Ärzte leisten Hilfe beim Sterben, aber nicht zum Sterben“, heißt es in der Stellungnahme für eine Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags an diesem Mittwoch.

Es dürfe keine Option für Ärzte sein, in schwierigen und hoffnungslosen Situationen eine aktive Tötung zu empfehlen oder daran mitzuwirken. Menschliche Extremnotlagen könnten auch nicht mit einem behördlichen Verwaltungsakt gelöst werden.

Das Bundesverwaltungsgericht hatte 2017 entschieden, dass es für Sterbewillige in Extremfällen einen Zugang zu einer tödlichen Dosis Betäubungsmittel geben könne. Schwer kranke Menschen hätten nach dem Grundgesetz das Recht zu entscheiden, wie und wann sie aus dem Leben scheiden wollen.

FDP will Klarheit

Das Bundesgesundheitsministerium wies aber im vergangenen Jahr das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) an, entsprechende Anträge von Bürgern abzulehnen. Bis Frühjahr 2018 gingen dort 104 Anträge ein.

Die FDP fordert nun in einem Antrag eine gesetzliche Klarstellung, dass „für schwer und unheilbar Erkrankte in einer extremen Notlage“, wenn sie dies beabsichtigen, „der Erwerb eines Betäubungsmittels für eine Selbsttötung“ ermöglicht werden solle.

Vorgesehen werden solle dafür auch ein Verfahren, um Anträge von Betroffenen zu bescheiden. Der jetzige Zustand sei für wartende Schwerstkranke nicht haltbar. Einige müssten Sterbehilfe im Ausland in Betracht ziehen.

BÄK für Palliativ-Versorgung

Die Bundesärztekammer hob dagegen die Palliativ-Versorgung als Alternative hervor. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin lehnte ein Bereitstellen von Betäubungsmitteln für Suizide ebenfalls ab. Es bestehe die Gefahr, dass eine Begrenzung auf extreme Ausnahmesituationen nicht möglich sei und eine „staatliche Pflicht zur Assistenz bei Suizid“ geschaffen werden könnte.

Dabei zähle eine respektvolle Auseinandersetzung mit Todeswünschen von Patienten zu den ärztlichen Aufgaben. In erster Linie gelte es aber, Optionen zur Linderung von Leid zu erörtern und gemeinsame Wege dafür zu finden. (dpa)

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Kommentare
Gerhard Leinz 19.02.201914:18 Uhr

Leben verlängern um jeden Preis?

Ich frage mich ob sich dafür als Arzt hergeben sollte.Das nutzt nur der Lebensverlängerungsinstrudie, die Leiden verlängert und auch Pflegekräfte bindet. Dagegen kann man sich wohl nur mit einer Patientenverfügung schützen: Keine 24 Stunden Beatmung. Keine Langzeitbehandlung im apallischen Syndrom. Ich sehe meine Aufgabe als Arzt in einem ''Menschenwürdiges Leben'' retten. Da fühle ich im Einklang mit dem Grundgesetz. Die Gesetzesiniative entlastet da Ärzte, Angehörige, Betroffene und sogar Dritte. Beispiel: Den Zugfahrer der dann nicht mehr manches mal für den Suizid herhalten muss.

Dipl.-Med Gesine Liesong 19.02.201913:56 Uhr

Zugang zu tödlichen Medikamenten

Das ist doch verlogen , nur zu argumentieren, dass Ärzte zum Leben helfen müssten.Sicher, wir dürfen nicht töten, das haben wir uns ja alle mal vorgenommen und unter anderem deshalb diesen Beruf ergriffen. Aber wie scheinheilig ist das denn, um mein "sauberes Gewissen" zu behalten, Schwerstkranken den Weg in die Schweiz aufzubürden. Mit welchem Recht verweigere ich da eine zutiefst menschliche und damit auch ärztliche Hilfe?
Und dann mit der Palliativmedizin zu kommen, stimmt ja auch nicht. Das eine zu ermöglichen, heisst doch noch lange nicht, das andere zu lassen oder zu unterbinden. Und Aufbau der Palliativmedizin mit entsprechendem Personal und Möglichkeiten, lässt sicher auch die Zahl der "Sterbewilligen" sinken.

Thomas Sitte 19.02.201913:41 Uhr

Präzision tut not

Die Frage "Müssen Ärzte Schwerkranken Zugang zu tödlichen Medikamenten geben? " ist nicht ganz korrekt, es geht darum:

1.) Dürfen Ärzte zum Zwecke der Tötung Rezepte ausstellen?

2.) Dürfen die tödliche Medikamente Opioide sein?

Die Frage 1 kann jeder ganz leicht mit JA beantworten, der sich damit beschäftigt. Von einem MÜSSEN ist aber nirgend die Rede.

Die Frage 2 ist strittig.

Ich behaupte, es gibt aber keine echten Bedarf für BtM zur Tötung. Wir haben genügend andere tödliche Medikamente zur Verfügung, die rezeptiert werden können oder ganz rezeptfrei sind. Wobei keines, auch nicht ein BtM, bei der Selbstanwendung 100% todsicher ist.

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