Ärzte und Politik schenken sich wieder ein Lächeln - aber wie lange noch?

Der Neujahresempfang der Ärzte ist für Politiker und Funktionäre einer der wichtigsten Branchentreffs am Jahresbeginn. Gesundheitsminister Philipp Röser versprühte warmen Charme, der sich freilich abzunutzen beginnt.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Wechselseitiger Beifall: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler mit Jörg Dietrich Hoppe (Bundesärztekammer) und Carl-Heinz Müller (KBV). ©KBV

Wechselseitiger Beifall: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler mit Jörg Dietrich Hoppe (Bundesärztekammer) und Carl-Heinz Müller (KBV). ©KBV

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Sie hätten auch im Duett singen können: KBV-Chef Dr. Andreas Köhler und der neue Gesundheitsminister Philipp Rösler. Der sagt zwar, dass er - obwohl ärztlicher Kollege - kein Bundesärzteminister ist. Aber die Kernbotschaft des Chefs von 140 000 Kassenärzten und des für die Versorgung von 82 Millionen Deutschen verantwortlichen Ministers ist die gleiche: "Wir brauchen einen Paradimenwechsel - statt zwanghafter Kontrollitis eine Kultur des Vertrauens", so Köhler. "Notwendig ist eine Mentalitätsveränderung, eine neue Geisteshaltung, eine Kultur des Vertrauens statt Kontrollitis", so Rösler.

"Wir brauchen therapeutische Freiräume dringend wieder zurück", postuliert Köhler. Freiheit ist auch das Thema von Rösler. Er will sie auch Versicherungen und Versicherten geben, wobei an die Stelle von Kontrolle Verantwortung treten soll. Besser als staatliche Zwangsverwaltung sei Selbstverwaltung, auch wenn die nicht ohne Kritik geblieben sei. Darum gebe es alternativ Selektivverträge - wobei allerdings für einen fairen Wettbewerb gesorgt werden müsse.

Einige konkrete Probleme spricht Köhler dann doch an: die überalterte Ärzteschaft und den drohenden Nachwuchsmangel beispielsweise. Oberstes Gebot müsse sein, die Attraktivität des Arztberufs zu steigern. Weitere Punkte: ein einfacheres, transparentes Honorarsystem, die Befreiung von Bürokratie und Regressdruck bei Verordnungen, die Lösung von Schnittstellenproblemen ambulant/stationär.

Rösler geht darauf kaum ein, sondern liefert Anekdoten. Sein ärztlicher Chef habe ihm in der Weiterbildung bescheinigt, nicht der beste, aber immer der fröhlichste Operateur gewesen zu sein. Sein heiteres Naturell hat Rösler nach Berlin und ins Kabinett mitgenommen. Doch so mancher Funktionär - nicht nur bei den Ärzten - bekommt kalte Füße ob des schleppenden Starts der schwarz-gelben Liebeskoalition. Denn sobald es konkret wird, brechen die Konflikte auf, die Zeit des Lächelns ist vorbei.

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