Ärztemangel und Abwanderung als Chance für die Region

Fehlender ärztlicher Nachwuchs, sinkende Bevölkerungszahlen, ungesunde Lebensweisen: Für Professor Wolfgang Hoffmann ist das kein Grund, in Fatalismus zu verfallen.

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"Wir sind hier gewissermaßen in einer Vorreiterrolle." Professor Wolfgang Hoffmann Gesundheitsregion Ostseeküste

Ärzte Zeitung: Was zeichnet die Gesundheitsregion Ostseeküste aus?

Professor Wolfgang Hoffmann: Wir begreifen die besonderen Herausforderungen unserer Region - das heißt die demografischen und strukturellen Probleme eines Flächenlandes mit rückläufigen Einwohnerzahlen, einer hohe Prävalenz wichtiger Risikofaktoren bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern und großen Nachwuchsproblemen bei Haus- und Fachärzten - nicht als lähmende Bedrohung, sondern als Chance für Veränderungen. Gesundheitsversorgung und Gesundheitswirtschaft sollen bei uns nicht komplementär, sondern gemeinsam entwickelt und gefördert werden.

Ärzte Zeitung: Wie soll das geschehen?

Hoffmann: Durch den Aufbau transsektoraler Netze wie dem Kompetenznetz Orthopädie oder dem OnkoNet, der Entwicklung regionaler Leitlinien und regionaler Behandlungspfade unter Einbeziehung möglichst vieler Akteure soll eine qualitativ hochwertige Versorgung möglichst wohnortnah sichergestellt werden. Dabei schließen sich Partner aus Forschung, Klinik, Industrie und Tourismus zusammen. Eine zentrale Ressource, über die Mecklenburg-Vorpommern verfügt, ist die bevölkerungsbezogene Wissenschaft und Forschung, die mit präzisen Daten den Ist-Zustand beschreibt, verlässliche Prognosen erlaubt und durch Entwicklung und Qualifizierung die Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung der Region liefern kann.

Ärzte Zeitung: Können andere Regionen davon profitieren?

Hoffmann: Das ist für uns sehr wichtig. Die Gesundheitsregion Ostseeküste möchte Konzepte entwickeln, umsetzen und unter realistischen Bedingungen auf der Bevölkerungsebene evaluieren, die in naher Zukunft bundesweit in vielen Regionen benötigt werden. Wir sind hier gewissermaßen in einer Vorreiterrolle. (hom)

Zur Person

Professor Wolfgang Hoffmann lehrt seit 2002 an der Uni Greifswald. Gemeinsam mit Professor Thomas Kohlmann baute er das Institut für Community Medicine auf, dessen Direktor er heute ist.

Lesen Sie dazu auch: An der Ostseeküste schmieden Netze neue Ideen für mehr Gesundheit Schwester AGNES: Von der Ostsee in die Republik Netz verknüpft Hüft-Op mit Reha und Urlaub 245 Milliarden Euro für Gesundheit Wettbewerb des Forschungsministeriums soll Akteure zusammenbringen 86 000 Menschen arbeiten in der Gesundheitswirtschaft Starker Rückgang der Einwohnerzahl

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