Ambulante spezialärztliche Versorgung - Danaergeschenk?

Der Bayerische Facharztverband zeigt sich skeptisch und warnt vor überzogenen Erwartungen.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Die als neue Versorgungsebene geplante ambulante spezialärztliche Versorgung könnte sich nach Ansicht des Bayerischen Facharztverbandes (BFAV) als ein "Danaergeschenk", - das sich dem Empfänger als schadensstiftend erweist -, herausstellen.

Seine Skepsis gegenüber dem Vorhaben des BMGs begründet der Verband unter anderem damit, dass nach den Intentionen des Gesetzgebers die Steuerungshoheit für die ambulante spezialärztliche Versorgung bei den Kassen liegen soll.

Die Vergütung solle über Direktverträge mit den Kassen erfolgen, "denen auch die Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitskontrolle übertragen wird", erklärte BFAV-Sprecher Dr. Karl Ebertseder.

"In der Konsequenz ist das ein Einkaufsmodell für die Kassen, bei dem die billigsten Anbieter den Zuschlag erhalten werden", sagte Ebertseder.

"Eingebauter Kannibalisierungs-Effekt"

Bedenklich sei auch die geplante Bereinigung aus der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung. Damit erfolge die Finanzierung der unbudgetierten ambulanten spezialärztlichen Versorgung zulasten der durch RLV/QZV budgetierten Basisversorger, deren gedeckelte Vergütung weiter abschmelzen wird, erklärte Ebertseder.

Dieser "eingebaute Kannibalisierungs-Effekt" werde zu einer Dezimierung der nicht-spezialisierten fachärztlichen Basisversorger führen. Um so verwunderlich sei es, dass einzelne fachärztliche Berufsverbandsvertreter im Referentenentwurf neue und gute Chancen entdecken.

Tatsächlich würden jedoch selbst gut aufgestellte spezialisierte Facharztpraxen und ambulante Operateure schon bald feststellen, dass sie sich ein Danaergeschenk eingehandelt haben und dass sie früher oder später in einem Klinik-MVZ landen werden, prognostizierte der BFAV.

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