Pflege

Arbeitgeberverband fordert eigenes Altenpflegeministerium

Mehr Fokus auf die stationäre Altenpflege und ein Einwanderungsgesetz, das ausländischen Fachkräften den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtert –das verlangt der Arbeitgeberverband Pflege.

Von Martina Merten Veröffentlicht:
Altenpflege: Die Entscheidung der Politik, die Pflegeausbildung generalistisch zu gestalten, bereitet dem Arbeitgeberverband Pflege Sorge.

Altenpflege: Die Entscheidung der Politik, die Pflegeausbildung generalistisch zu gestalten, bereitet dem Arbeitgeberverband Pflege Sorge.

© Markus Scholz / dpa

BERLIN. Der Arbeitgeberverband Pflege fordert ein eigenständiges Altenpflegeministerium, um die Bedeutung dieses Bereichs deutlich zu machen. Denn für Verbandspräsident Thomas Greiner steht die Altenpflege in der Bilanz dieser Legislaturperiode bislang klar auf der Verliererseite: Durch die Vielzahl von Akteuren habe die Pflegepolitik der vergangenen vier Jahre einem "Tanker ohne Kapitän" geglichen, monierte er am Mittwoch in Berlin.

Mindestens jedoch müsse die Altenpflege ans Kanzleramt angegliedert werden. Sollte sich die kommende Regierung nicht klar zur stationären Altenpflege bekennen, werde dieser Bereich zwangsläufig zum "Auslaufmodell", unterstrich der Verbandspräsident. Um die bestehenden Unterschiede zwischen ambulantem und stationärem Bereich abzubauen, sollten in allen Bundesländern pauschale Vergütungsverhandlungen für Personal- und Sachkosten eingeführt werden.

Große Sorge bereitet dem Verband indes die Entscheidung der Politik, die Pflegeausbildung generalistisch zu gestalten. Ende Juni hatte der Bundestag das Pflegeberufegesetz verabschiedet. Nach langer Diskussion hatte sich die Koalition auf eine zweijährige gemeinsame, generalistisch ausgerichtete Ausbildung geeinigt. Im dritten Jahr ist eine Spezialisierung möglich. "Wir haben die Last, nach der Generalistik Spezialisten aus den Pflegenden zu machen", kritisierte Friedhelm Fiedler, Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes Pflege.

Einzige Hoffnung sei, dass der neu zu wählende Bundestag den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen nicht zustimme. Diese haben die zuständigen Ministerien – Gesundheit und Familie – bislang noch nicht erarbeitet. "Wir hoffen, dass die Reform des Pflegeberufegesetzes keinen interessierten Jugendlichen abschreckt", so Fiedler, schließlich seien große Herausforderungen bei der Personalgewinnung gerade in der Altenpflege zu meistern.

3,4 Millionen Menschen sind inzwischen pflegebedürftig – Tendenz stark steigend. Der Verband geht von einem Bedarf an zusätzlichen 250.000 bis 300.000 Kräften bis 2030 aus – und das trotz des Anstiegs der Personalzahlen in der Altenpflege von 624.722 in 1999 auf 1.085.758 in 2015. Um noch mehr und schneller Personal zu gewinnen, verlangt der Verband ein Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten wie Vietnam, China oder den Philippinen. "Die Überalterung der jetzigen Pflegefachkräfte schreitet voran, wir können uns nicht allein auf den deutschen oder europäischen Markt verlassen", betonte Greiner.

Gleichzeitig fordert er ein "modernes Einwanderungsgesetz aus einem Guss, wie viele Länder es längst haben" und einen zentralisierten Anerkennungsprozess der Berufsabschlüsse. Derzeit liefen die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse noch viel zu langsam, jedes Bundesland entscheidet separat, erklärte Fiedler das aktuelle Vorgehen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ministerium ist keine Lösung

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