Arzneifälschungen - Herausforderung auch für Ärzte

Ärzte sollen Patienten besser und umfassender als bisher über Fälschungen informieren. Das fordert die Arzneimittelkommission.

Von Petra Spielberg Veröffentlicht:
Echt oder falsch?

Echt oder falsch?

© Thomas Frey / imago

MAINZ (spe). Ärzte sollten eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung der Patienten über Arzneimittelfälschungen einnehmen. Hierauf wies Professor Dr. Roland Gugler von der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft auf einer Diskussionsveranstaltung des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums in Mainz hin.

"Bislang spielen Ärzte noch keine große Rolle bei der Information über Arzneimittelfälschungen", kritisierte Gugler. Der einfachste Weg bestünde darin, Informationsmaterial in der Praxis auszulegen, um die Patienten auf das Thema aufmerksam zu machen und über die Risiken insbesondere des illegalen Internethandels aufzuklären.

Wichtig sei es grundsätzlich, ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient herzustellen. Denn Schamgefühl und darüber hinaus auch mangelndes Vertrauen seien wesentliche Gründe für den Bezug von Arzneimitteln aus dem Internet. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sieben bis zehn Prozent der Medikamente in Industrieländern Fälschungen sind. Hauptvertriebsweg für Imitate ist der illegale Online-Handel.

Zwar sei ein Vertrieb von Fälschungen auch über den legalen Handel nicht auszuschließen, erklärte Dr. Mona Tawab vom Zentrallabor Deutscher Apotheker (ZI). Die Fälschungsrate von Produkten, die über Apotheken an die Patienten gelangten, liege aber bei nur etwa einem Prozent.

Dies entspräche rund sieben Millionen Arzneimittel, so Holger Kriegerskorte vom Bundeskriminalamt (BKA). Seit Beginn 2009 habe es hierzulande vier Ermittlungsverfahren zum Vertrieb von illegalen Arzneimitteln über die legale Verteilerkette gegeben.

Problematisch bei der Strafverfolgung sei die internationale Verquickung der Betrüger, so Kriegerskorte. Das deutsche Arzneimittelgesetz sehe zwar eine konsequente Überwachung der Vertriebswege und Sanktionen bei Verstoß gegen die Vorschriften vor. "Die Strafbewehrtheit ist hierzulande jedoch deutlich höher als in den meisten anderen Staaten", betonte der BKA-Vertreter.

Dies gilt beispielsweise für Großbritannien, Spanien und einige osteuropäische Länder.

Die kürzlich vom Europäischen Parlament verabschiedete Richtlinie gegen Arzneimittelfälschungen reiche nicht aus, um die Lücken bei der Strafverfolgung von Arzneimittelbetrügern zu schließen, machte Kriegerskorte deutlich.

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