Frankreich
Arzt bietet Röntgenbild eines Terroropfers zum Verkauf
Das Online-Auktionsangebot eines Chirurgen löst in Frankreich eine Welle der Empörung aus. Dem Arzt drohen nun erhebliche Konsequenzen.
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Beim Terroranschlag auf den Pariser Konzertsaal Bataclan starben im November 2015 90 Menschen. Hunderte wurden verletzt.
© Maya Vidon/ZUMAPRESS.com/picture alliance
Paris. Weil er das Röntgenbild eines Terroropfers als Kunstwerk versteigern wollte, muss sich jetzt ein Pariser Chirurg vor seinem Krankenhaus sowie vor der Ärztekammer und der Justiz verantworten.
Am 13. November 2015 verübte ein islamistisches Kommando im Pariser Konzertsaal „Bataclan“ ein Massaker: 90 der 1500 Zuschauer wurden getötet, Hunderte verletzt. Darunter eine junge Frau, die einige Stunden später von dem betroffenen Arzt im größten Pariser Krankenhaus notoperiert wurde.
Dafür brauchte der Chirurg, der in derselben Nacht fünf andere Verletzte operierte, Röntgenbilder, die er danach wie üblich speicherte. Am gleichen Abend starben neben den 90 Konzertteilnehmern 40 weitere Menschen, die in Bars und Restaurants kaltblütig erschossen wurden.
Seit September 2021 läuft im Pariser Justizpalast der Prozess des einzigen überlebenden Mitglieds des Kommandos, das die schlimmsten Anschläge in Frankreich seit Ende des 2. Weltkrieges begangen hat.
Journalisten entdeckten das Angebot
Vor wenigen Tagen kam der Chirurg auf die merkwürdige Idee, ein Röntgenbild des Unterarmes der Patientin, auf der neben dem gebrochenen Knochen eine Kalaschnikow-Kugel zu sehen ist, auf der Website eines US-Online-Auktionshauses zu versteigern. Die Kaufangebote stiegen bis auf 2770 Dollar, bis Journalisten das ungewöhnliche Kunstwerk entdeckten und einen Bericht veröffentlichten.
Kurz darauf löschte der Arzt sein Inserat mit dem Röntgenbild, das inzwischen eine Welle der Empörung und des Unverständnisses in ganz Frankreich ausgelöst hat.
Verwirrt und beschämt versuchte der Arzt zu erklären, dass er kein Geld verdienen wollte, sondern das Bild im Rahmen eines selbst entwickelten künstlerischen Experiments zum Thema Gewalt anbieten wollte; heute bereue er die Tat zutiefst, auch, weil er nicht einmal die betroffene Patientin informiert habe.
Justiz ermittelt
Genau so fassungslos wie die junge Frau, deren Verlobter bei dem Anschlag getötet wurde, sind die Kollegen und Mitarbeiter des Chirurgen, der als Handchirurg bekannt ist.
Die Pariser Krankenhausverwaltung sowie die Ärztekammer fordern Sanktionen und die Justiz überlegt, eine mögliche Klage wegen Verletzung de ärztlichen Schweigepflicht anzustrengen. Der Chirurg bat wiederholt um Verzeihung und hofft, dass er trotz dieser Affäre weiterhin in dam Krankenhaus arbeiten darf. (DDB)