Azubis machen Sachsens Ärzten Sorgen

Der Ärztemangel bestimmte die Debatten beim 20. Sächsischen Ärztetag in Dresden. Probleme gibt es aber zunehmend auch mit Jugendlichen, die zu Medizinischen Fachangestellten ausgebildet werden.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Professionelle Unterstützung: Eine MFA-Auszubildende hilft in der Pädiaterpraxis.

Professionelle Unterstützung: Eine MFA-Auszubildende hilft in der Pädiaterpraxis.

© Sven Simon / imago

DRESDEN. Ab 1. Juli wird sächsischen Ärzten, die nach ihrer Weiterbildung im Freistaat erstmals eine Facharztprüfung bei der Landesärztekammer ablegen, die Gebühr dafür erlassen. Das beschlossen die Delegierten des 20. Sächsischen Ärztetages in Dresden. Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Professor Jan Schulze erklärte, dass mit diesem Schritt junge Ärzte ermutigt werden sollen, "ihre Weiterbildung in Sachsen zu absolvieren und auch hier ihre Prüfung abzulegen". Für die Facharztprüfung werden bisher 150 Euro verlangt.

Bürokratie macht den Arztberuf unattraktiv

Der Ärztemangel bestimmte auch sonst weitgehend die Agenda des Ärztetages. So forderten die Delegierten einstimmig "den Gesetzgeber auf, eine stabile Finanzierung ärztlicher Tätigkeit sicherzustellen sowie gravierende regionale Defizite der Infrastruktur im Sinne von Patienten und Ärzten zu beseitigen". Der Arztberuf in der Provinz werde erst wieder attraktiv, wenn die Bürokratie abgebaut wird sowie die "überbordende Reglementierung", so Jan Schulze.

Dr. Erik Bodendieck, Vizepräsident des Ärzteparlaments, wandte sich mit einem Appell an die Kollegen, von denen er einigen zu große Passivität bei der Ansiedlung von Ärztenachwuchs bescheinigte. So bemühe sich die Ärztekammer auf Landesebene so gut es ginge um Nachwuchs. Vor allem in den ländlichen Gegenden stoße man da an Grenzen.

Bodendieck rief die Delegierten auf, sich auf regionaler Ebene selber um Kooperationen zu kümmern, um Weiterbildungsprogramme zu schaffen. Die Ärzte vor Ort wüssten am besten Bescheid, welche Zusammenarbeit möglich und nötig ist, um jungen Ärzten attraktive Weiterbildungen zu bieten. In der Kammer gebe es immer wieder Anfragen von jungen Ärzten, die nach solchen regionalen Netzwerken oder Weiterbildungsverbünden fragen. Die Kammer könne hier nur vermittelnd tätig werden oder entsprechende Bemühungen unterstützen, sie aber nicht selbst initiieren.

Präsident Jan Schulze beschäftigte sich in seiner Eröffungsrede auch mit der Situation von Auszubildenden zu Medizinischen Fachangestellten (MFA). Das sei "ein Problembereich, dem wir uns verstärkt zuwenden müssen". Es gebe bei der Ausbildung erhebliche Probleme, die Ursachen verortet Schulze vor allem bei den Schülern selbst. Diese zeigten nicht nur zu schlechte Leistungen. Oft sei auch ihr Auftreten "unangemessen". Während der Ausbildung versagten viele vor allem im Praxisteil. "Die Folgen sind fehlende MFA, ein schlechtes Berufsbild, Abwanderung in andere Bundesländer und geringere Bereitschaft der niedergelassenen Ärzte zur Ausbildung", so Schulze. Allein bei der sächsischen Arbeitsagentur gebe es rund 80 frei MFA-Stellen. "Dazu kommt eine Dunkelziffer der Ärzte, die freie Stellen beim Arbeitsamt gar nicht erst melden."

Versorgungsforschung bisher zu wenig beachtet

Die Delegierten beschlossen aus diesen Gründen eine Prüfungsordnung zum Fachwirt sowie ein Curriculum für nichtärztliche Praxisassistenten, außerdem eine MFA-Fortbildung. Bereits heute sind nach Auskunft der Kammer für 2010 alle Fortbildungen ausgebucht, 800 MFA sollen in diesem Jahr teilnehmen. Außerdem kündigte das Ärzteparlament an, dass es sich beim Kultusministerium um eine "Anhebung des Ausbildungsniveaus bei den Berufsschulen" einsetzen wird.

Um Versorgungsprobleme in den ländlichen Gegenden des Freistaats zu mindern, sei nicht nur die Politik gefragt, hieß es von mehreren Delegierten. Sie wiesen auf die Bedeutung der Versorgungsforschung hin, die auch unter den Kollegen noch zu wenig Beachtung erfahre. Der Delegierte Dr. Otto Bach wünschte sich, dass die Forschungseinrichtungen stärker regionale Aspekte bei der Versorgungsforschung berücksichtigen müssten. Das Thema sei für junge Forscher aber "leider nicht karriereförderlich", meinte Bach, und würde deshalb vernachlässigt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur Niederlassungsförderung im Saarland

Landarztprogramme sind nur ein „Nice-to-have“

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Geldanlage

Vermögen auf Rezept: Wie sich eine langfristige Finanzplanung auszahlt

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können