BÄK fordert: U-Untersuchungen reformieren!

Immer mehr Kinder haben psychische Auffälligkeiten. Den Vormarsch von Depression und Co. will die Bundesärztekammer aufhalten - und fordert den GBA auf, die Früherkennungsuntersuchungen zu ändern.

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Kein Bock auf Sport und gesundes Essen: Immer mehr Kinder sind adipös.

Kein Bock auf Sport und gesundes Essen: Immer mehr Kinder sind adipös.

© dpa

BERLIN (sun). Die Bundesärztekammer (BÄK) drängt auf eine Reform der Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern. Diese sei bisher zu wenig auf Primärprävention ausgerichtet, sagte Rudolf Henke, Vorstandsmitglied der Kammer.

Ärzte müssten Risikofaktoren für die frühkindliche Entwicklung rechtzeitig erkennen und beeinflussen, nur so ließen sich Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen abwenden oder wenigstens lindern.

"Deshalb ist es höchste Zeit, dass der Gemeinsame Bundesausschuss die Richtlinien für die Früherkennungsuntersuchungen ändert", forderte Henke bei der vierten Präventionstagung der BÄK in Berlin. Ärzten müsse es ermöglicht werden, ein stärkeres Gewicht darauf zu legen, psychische Auffälligkeiten, aber auch Bewegungsmangel oder falsche Ernährung zu erkennen.

Psychische Störungen bei Kindern auf dem Vormarsch

Nach Ansicht des Kinderarztes Professor Hans Georg Schlack nehmen psychische Störungen wie ADHS oder Depressionen bei Kindern zu und "füllen die Wartezimmer der Kinderärzte". Diese Erkrankungen würden hauptsächlich durch sozio-ökonomische und psychosoziale Lebensbedingungen erzeugt.

Mehr als sieben Prozent der Drei- bis 17-Jährigen zeigen deutliche Anzeichen für eine psychische Auffälligkeit, bei weiteren 7,5 Prozent sind Hinweise auf eine solche Störung festgestellt worden. Das geht aus bisher unveröffentlichten Ergebnissen der sogenannten BELLA-Studie hervor.

Dabei handelt es sich um eine vertiefende Modellstudie zu KIGGS, der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2006 mit etwa 2850 Familien. "Besonders betroffen sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien", sagte Schlack bei der vierten Präventionstagung der Bundesärztekammer.

Diese Kinder litten zudem auch häufiger unter Bewegungsmangel und Übergewicht. Mit verheerenden Auswirkungen: "All diese Erkrankungen verschlingen hohe Summen der gesetzlichen Krankenversicherung", betonte Schlack.

Präventionsangebote der Kassen griffen oftmals nicht weit genug. So gebe es bei adipösen Kindern auch nach entsprechenden Kuren hohe Rückfallquoten. Nur zehn Prozent schafften es, dauerhaft bei der Stange zu bleiben. Was den Angeboten fehle: Auch Eltern müssten in die Behandlung einbezogen werden, so Schlack.

Stärkeres Gewicht auf Erkennung von psychischen Störungen richten

Aus Sicht der BÄK sollte bei drohender Adipositas oder psychischen Störungen früher eingriffen werden können. Dafür sollte in den Früherkennungsuntersuchungen ein stärkeres Gewicht auf die Erkennung psychischer Störungen, aber auch auf Bewegungsmangel und falsche Ernährung der Kinder gelegt werden.

Zudem müssten die von den Kassen angebotenen Präventionskurse mehr Angebote zur Stärkung von Eltern und Kindern zur Verfügung stellen, sagte Rudolf Henke. Er forderte eine bessere Abstimmung mit Ärzten. Die Bundesregierung sollte diese Forderungen in der angekündigten nationalen Präventionsstrategie aufgreifen.

Die lässt jedoch auf sich warten: Eine Präventionsstrategie werde noch beraten, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.

Beim GKV-Spitzenverband stieß der Vorstoß der BÄK auf Kritik: Den Ärzten gehe es vermutlich "vor allem um das Generieren neuer Einnahmequellen", sagte eine Sprecherin. Wolle man Menschen erreichen, die noch nicht krank sind, nütze es nichts, die ärztliche Vergütung zu ändern.

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