Medizinstudium

BÄK fordert Wissenschaftlichkeit und kritisiert Medical Schools

Ärzte sind auch Wissenschaftler, sagt die Bundesärztekammer. Das hat Konsequenzen nicht nur für die Ausbildung. Die Kritik an der Lehre der Privat-Unis bleibt nicht aus.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:
Auch eine Basis für Wissenschaftlichkeit: Neuroanatomie im Medizinstudium.

Auch eine Basis für Wissenschaftlichkeit: Neuroanatomie im Medizinstudium.

© Waltraud Grubitzsch / dpa

Berlin. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat die Ausbildung von Medizinern an privaten „Medical Schools“ kritisiert. Wissenschaftlichkeit sei ein „konstitutionelles Element des Arztberufs“, heißt es in einer gleichnamigen Stellungnahme, die die BÄK am Freitag publiziert hat (Dt Ärztebl 2020; online 24. Januar).

Immer mehr Medical Schools bieten ein Medizinstudium auch jenseits eines Numerus clausus an. Nicht selten kooperieren ausländische Universitäten mit inländischen Krankenhäusern. Die Studiengänge dort gelten, ähnlich wie in Reform-Curricula an staatlichen Hochschulen, oft als „praxisorientierter“.

Um Umkehrschluss könne dies laut BÄK bei den privaten Medical Schools aber dazu führen, dass sie „weniger gut in der Forschung und der wissenschaftlichen Ausbildung aufgestellt“ sind. Absolventen könnten dann ein „reduziertes akademisches und wissenschaftliches Know-how“ haben.

Doch müsse Wissenschaftlichkeit „weiterhin die Grundlage ärztlicher Tätigkeit bleiben“, fordern die Autoren des BÄK-Arbeitskreises „Wissenschaftlichkeit“. Angesichts der Digitalisierung und des rasch wachsenden Wissens sei „wissenschaftliche Kritikfähigkeit ... notwendiger denn je“.

„Wir wollen Praxisorientierung“

Nur so sei eine „kritische Evaluation und Anwendung wissenschaftlicher Informationen und ihrer Quellen“ im ärztlichen Alltag möglich. Das gilt für die BÄK auch für das lebenslange Lernen.

Auch die kontinuierliche Fortbildung müsse dies widerspiegeln. Sie müssen künftig interprofessionell, interdisziplinär und kollegial aufgebaut sein. Mittelfristig sollten Fortbildungen außerdem „von der Industrie unabhängig“ werden, etwa durch „innerhalb des Systems finanzierte Veranstaltungen“.

Die Kritik an den Medical Schools soll allerdings nicht als Kritik an praxisnahen Studiengängen verstanden werden, sagte Professor Martin Scherer am Freitag der „Ärzte Zeitung“. Scherer ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) und Mitunterzeichner der Stellungnahme.

„Wir wollen Praxisorientierung“, so Scherer. Die würden ja auch die deutschen Reformcurricula zeigen. Nur legten sie eben auch den Fokus auf die Forschung.

„Die alleinige Fokussierung auf die Praxis ist ein Problem.“ Wissenschaftlichkeit gehöre zur Ausbildung zwingend dazu. „Ärzte müssen Studien verstehen können“, so der DEGAM-Präsident.

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