Versorgung

Barmer-Chef fordert neues Vergütungssystem

Gleicher Preis für gleiche Leistung. Um die Mauer zwischen den Sektoren ins Wanken zu bringen, müsse ein neues Vergütungssystem her, sagt Barmer-Chef Dr. Christoph Straub.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
© Jörg Carstensen / dpa

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BERLIN. Einschneidende Reformen in der Versorgungslandschaft fordert der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK Christoph Straub. Der Gesetzgeber solle in der nächsten Legislaturperiode Hindernisse für die sektorenübergreifende Versorgung aus dem Weg räumen. Straub äußerte sich beim 1. Barmer Versorgungs- und Forschungskongress am Montag in Berlin.

Notwendig dafür seien drei "normative Entscheidungen": Zum einen sollten medizinische Leistungen den Versorgungsebenen nach einem festen Schema zugeordnet werden. Zum anderen sollten gleiche Leistungen in der Vertragsarztpraxis wie im Krankenhaus gleich hoch vergütet werden. Solange im DRG-System zum Beispiel für invasive kardiologische Untersuchungen dreimal so hohe Preise wie im EBM der Vertragsärzte aufgerufen würden, beständen Fehlanreize fort, sagte Straub. Wichtig sei die Entscheidung für eine Vergütungsreform an sich. Er präferiere eine pauschalierte, leistungsbezogene Vergütung. Der EBM verdiene eine Überarbeitung, weil die niedergelassenen Ärzte den Bezug zwischen Arzttätigkeit und Honorierung kaum mehr wahrnehmen könnten. Zum dritten sollten in regionalen Versorgungsverbünden über die Sektorengrenzen hinweg führende Versorgungspfade definiert werden, die sich direkt aus Leitlinien ableiten ließen.

Straub zeigte sich überzeugt, dass es in ländlichen Räumen keine Schlacht zwischen den Sektoren geben werde, wenn man das Gitter öffne. Dort seien die Ressourcen auf beiden Seiten geschwächt. In Metropolregionen sei dagegen mit schweren Auseinandersetzungen zu rechnen. Reformen dort gingen aller Voraussicht nach zu Lasten der stationären Versorgung.

"Dass bei der Krankenhausreform so wenig herauskommt, hat keiner erwartet", sagte der Politikberater und ehemalige Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium Ulrich Tilly.

Die Umsetzungsprobleme der Politik auch bei der aktuell diskutierten Reform rührten daher, dass der Gesetzgeber das "politisch Gewünschte nicht ordentlich genug ausformuliert", sagte Tilly. Das nutze die Selbstverwaltung, ihre "Blockadekompetenz" voll auszuspielen. Besser wäre es, der Selbstverwaltung lediglich die Möglichkeit einzuräumen, von den gesetzlichen Vorgaben im Einzelfall abweichen zu dürfen, wenn sich die Träger der Selbstverwaltung einig seien, sagte Tilly.

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