Bereitschaftsdienst in Bayern vor dem Kollaps

Die KV in Bayern hat den Bereitschaftsdienst durchleuchtet und 132 regionale Brennpunkte ausgemacht. Nun soll ein runder Tisch Lösungen präsentieren.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Im Notfalldienst ist der Ärztemangel bereits deutlich spürbar.

Im Notfalldienst ist der Ärztemangel bereits deutlich spürbar.

© beb

MÜNCHEN. Der ärztliche Bereitschaftsdienst in Bayern steht in einigen Regionen vor dem Kollaps. Betroffen ist nicht nur das flache Land.

Massive Engpässe gibt es inzwischen auch in größeren Kreisstädten, berichtete der Vorsitzende der KV Bayerns (KVB), Dr. Wolfgang Krombholz, bei der Vertreterversammlung.

Als Beispiel für kritische Dienstgruppen nannte Krombholz den Bezirk Kronach Land 02, wo auf jedes der sechs Mitglieder 35 Diensttage im Jahr entfallen.

Das Durchschnittsalter in der Dienstgruppe liegt bei 58 Jahren. Ähnlich die Situation in Traunstein 03, wo jedes der acht Mitglieder 26 Diensttage im Jahr zu leisten hat.

Maximals sechs Wochenenden pro Jahr

Erst im Juni hatte die Vertreterversammlung eine Änderung der Bereitschaftsordnung mit einer Begrenzung der Frequenz auf sechs Wochenenden pro Jahr beschlossen.

Das Dienstalter wurde auf 60 Jahre begrenzt. Eine Umfrage der KV in den Regionen habe insgesamt 108 "Brennpunkte" identifiziert, in denen es Gruppen mit weniger als zwölf Mitgliedern, Probleme mit dem Dienstplan oder Auflösungsbestrebungen gibt, berichtete Krombholz.

Einschließlich angrenzender Dienstgruppen, die helfend einspringen, gebe es sogar 132 "Brennpunkte".

Die Umfrage der KVB habe außerdem gezeigt, dass es keine bayernweit einheitliche Lösung gibt, erklärte Krombholz.

Bei einem ersten Gespräch im Gesundheitsministerium, an dem Ende November auch die Kassen, die Landesärztekammer und die Krankenhausgesellschaft teilgenommen haben, seien mehrere Lösungsansätze auf den Tisch gekommen.

Diese reichten von der Reorganisation von Dienstgruppen, über die Einrichtung von Bereitschaftspraxen bis hin zur Verzahnung des Bereitschaftsdienstes mit dem Notarztdienst und die Einbindung weiterer Arztgruppen.

Mindestverdienst ist eine Option

Im Gespräch seien auch Umsatzgarantien von 600 Euro für einen 24-Stunden-Dienst unabhängig von der Zahl der Patientenkontakte, berichtete Krombholz.

Die Mehrkosten würden etwa 70 Millionen Euro betragen, die Finanzierung und weitere Einzelheiten seien aber noch nicht geklärt. Eine Bezahlung aus der Gesamtvergütung komme jedoch nicht infrage, erklärte Krombholz.

In den kommenden Wochen und Monaten soll es nun weitere bilaterale Gespräche geben, deren Ergebnisse im März 2012 bei einem Runden Tisch im Gesundheitsministerium vorgestellt werden, berichtete Krombholz.

Bis dahin werde die KV jedoch nicht untätig bleiben, sondern vor Ort nach Lösungen suchen. Allen Beteiligten müsse jedoch klar sein, "dass sich die Probleme in den Regionen jedes Jahr verschärfen, während wir an einer neuen Bereitschaftsdienstordnung arbeiten", sagte Krombholz.

Angesichts der Altersstruktur der Ärzte seien die Probleme beim Bereitschaftsdienst nur die Spitze des Eisbergs.

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