Berliner Hausärzte wollen weg von Pauschalen

Veröffentlicht:

Hausärzte in der KV Berlin halten wenig davon, weitere Pauschalen für ihre Leistungen einzuführen. Diese bildeten nicht das Leistungsspektrum breit aufgestellter Kollegen ab. Auf Linie des Bundesverbandes liegen sie nicht.

Von Angela Mißlbeck

BERLIN. Hausärzte in Berlin fordern eine verstärkte Einzelleistungsvergütung. Den Trend zu einer zunehmenden Pauschalierung der Vergütung sehen sie skeptisch.

Der beratende Fachausschuss Hausärzte in der KV Berlin hat nun beschlossen, sich verstärkt für eine Einzelleistungsvergütung im hausärztlichen Kapitel einzusetzen.

Das berichtete Ausschussmitglied Mathias Coordt in der Vertreterversammlung der KV Berlin.

Gegen die Richtung der Bundesebene

Die Hausärzte in der Berliner KV lehnen damit auch Pläne auf Bundesebene ab, im Rahmen einer Reform des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) eine weitere Pauschalierung der Hausarzt-Vergütung voranzutreiben.

Diese Pläne hat KV-Vize Dr. Uwe Kraffel in der VV vorgestellt. Unter anderem ist seinen Angaben nach angedacht, die Versichertenpauschale abzusenken, fünf statt drei Altersklassen einzuführen und neben dem Chronikerzuschlag weitere Zuschläge für bestimmte Morbiditäten zu schaffen.

Zudem werde für Neupatienten ein Anamnesezuschlag gefordert.

Kritik an Südwest-Vorschlägen

Diese Vorschläge, die dem Vernehmen nach auf die Vorstellungen von verbandlich organisierten Hausärzten aus Baden-Württemberg zurückgehen, trafen bei den Hausärzten in der KV Berlin auf Kritik.

Der Allgemeinmediziner Dr. Frank Lose nannte sie "kontraproduktiv". Der Hausarzt-Internist Dr. Burkhard Matthes übte Kritik an der Chronikerpauschale.

Sie sei "nicht durchdacht". Matthes: "Wir haben dafür plädiert, dass der Arzt das bezahlt bekommt, was er an Leistung erbringt, und nicht den Status des Patienten."

Chroniker-Pauschale wirklich geeignet?

Hausärzte sollten in der Heterogenität vergütet werden, in der sie sich aufstellen, begründete er den Beschluss des Fachausschusses.

Berlins Hausärzteverbandschefs Dr. Wolfgang Kreischer gab zu bedenken, dass chronisch Kranke Mehraufwand in der Praxis verursachten.

Doch Hausarzt-Internist Matthias Coordt stellte in Frage, ob die Chronikerpauschale das geeignete Instrument ist, um den Aufwand abzubilden.

Hausärzte sollen Beschluss in den Verband tragen

Eine Kontaktpauschale ist ein "viel besseres, eleganteres und leistungsgerechteres Instrument, die tatsächliche Arbeit darzustellen", erwiderte Coordt auf den Einwurf Kreischers.

KV-Vize Dr. Uwe Kraffel forderte die Hausärzte auf, das klare Votum des Ausschusses auch in den Verband hineinzuspiegeln.

Der übe viel Druck in der KBV aus, damit seine Vorstellungen bei der nächsten EBM-Reform umgesetzt werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren