Magdeburg

Bürger sammeln für neuen Hausarzt

Als im Magdeburger Stadtteil Ottersleben binnen kurzer Zeit die hausärztliche Versorgung wegbrach, setzte der lokale Bürgerverein 5000 Euro Startprämie für eine neue Hausärztin aus. Die Suche war erfolgreich.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:

MAGDEBURG. 5000 Euro "Belohnung" war dem Bürgerverein des Magdeburger Stadtteils Ottersleben die Wiederbesetzung einer Hausarztpraxis wert.

Rund 11.000 Einwohnern leben in Ottersleben, das vor seiner Eingemeindung im Jahre 1952 Deutschlands größtes Dorf gewesen sein soll. "Um unsere Belange kümmern wir uns im Wesentlichen selbst", meint Vereinsvorsitzender Roland Müller.

Egal, ob es um Schul- oder Radwege, Heimatfeste, Busverbindungen, Mülldeponie, Parksanierungen oder eben den fehlenden Hausarzt geht: Wenn der Weg über die Stadtoberen keinen Erfolg verspricht, wissen sich die Otterslebener anders zu helfen.

Als Ende 2011 die Hausärztin Brunhilde Härtig und wenige Monate später ihre Kollegin Dr. Dagmar Laas ihre Praxen in Ottersleben aufgaben und zudem eine weitere Hausärztin krankheitsbedingt ausfiel, sah sich der Bürgerverein wieder in der Pflicht.

Roland Müller: "Wir haben unser Problem öffentlich gemacht und dem neuen Hausarzt ein Startgeld in Höhe von 5000 Euro für seine Niederlassung versprochen." Nach einigen Monaten Leerstand ist die Praxis seit Anfang Juli wieder besetzt.

Klinikeigenen Praxis - weitab der Klinik

Heidekatrin W., Fachärztin für Innere Medizin und Geriaterin, mit weitreichenden neurologischen und psychiatrischen Erfahrungen ist die neue Hausärztin.

Doch nicht sie hat den Ruf der Otterslebener erhört, sondern Dr. Jochen Molling, Chefarzt der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg. Dort hatte jahrelang auch Heidekatrin W. gearbeitet, bevor sie im Fachkrankenhaus Uchtspringe eine neue Herausforderung fand.

Molling: "Wir haben überlegt, ob und wie wir helfen können." Der Anruf des Chefarztes bei seiner ehemaligen Oberärztin war von Erfolg gekrönt.

Heidekatrin W., die nach wie vor in Magdeburg wohnt, konnte sich vorstellen, erstmals in ihrem Berufsleben ambulant zu praktizieren.

Die Pfeifferschen Stiftungen gründeten daraufhin eine Nebenbetriebsstätte ihres Medizinischen Versorgungszentrums im Ärztehaus Ottersleben.

Peter Zur, Geschäftsführer der Pfeifferschen Stiftungen: "Das war für uns nicht nur ein neuer, sondern auch ungewöhnlicher Weg."

Außerhalb und weitab vom Krankenhaus wurde eine klinikeigene Praxis etabliert, die die hausärztliche Versorgung in Ottersleben sichern hilft.

Im eigenen Bett schlafen

Heidekatrin W. fühlt sich wohl in ihrem neuen Umfeld: "Ich kann meinen Patienten ein breites medizinisches Leistungsspektrum anbieten, ohne ein unternehmerisches Risiko auf mich nehmen zu müssen."

Die 44-Jährige ist, genau wie ihre beiden Arzthelferinnen, im MVZ Cracau angestellt, das auch die Praxis gemietet, eingerichtet und ausgestattet hat.

Angenehmer Nebeneffekt im Vergleich zum Dienst im Krankenhaus ist für die Fachärztin, "jede Nacht im eigenen Bett schlafen zu können".

Die Otterslebener sind froh, eine neue Hausärztin zu haben. Das zeigt sich auch an der stetig steigenden Zahl der Patienten.

"Zu uns kommen teils neue, teils alte Patienten", sagt Cindy Hasselberg, die bereits für Dr. Laas gearbeitet hatte und bis zur Neueröffnung im Krankenhaus Calbe angestellt war. Die zweite Arzthelferin der Praxis kam direkt aus der Klinik von Dr. Molling.

Die drei Frauen sind ein gutes Team und zeigen sich optimistisch, in absehbarer Zeit wieder auf 1000 Scheine pro Quartal zu kommen.

Peter Zur: "Wer Ärzte an sich binden will, muss in jeder Hinsicht flexibel sein." Die Gründung einer klinikeigenen Hausarztpraxis sei dafür nur ein Beispiel.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse