Wertschätzung in der Pandemie

DIVI-Präsident fordert Corona-Prämie für Intensiv-Pflegekräfte

Die Pflege braucht ein starkes Signal der Wertschätzung, sagt DIVI-Präsident Marx. Er fordert eine „kräftige“ Corona-Prämie. Zahlt für die Monate mit hoher Belastung den Bruttolohn netto aus, schlägt er vor.

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Viele Beschäftigte im Intensivbereich hätten bereits kapituliert oder ihre Arbeitszeit angesichts der Belastung verkürzt, schildert Prof. Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Viele Beschäftigte im Intensivbereich hätten bereits kapituliert oder ihre Arbeitszeit angesichts der Belastung verkürzt, schildert Prof. Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

© Jürgen Heinrich / SZ Photo / picture alliance

Berlin. Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Professor Gernot Marx, hat eine „kräftige Corona-Prämie“ für Pflegekräfte im Intensivbereich gefordert, um ihnen die Belastungen durch die vierte Corona-Welle erträglich zu machen. „Es braucht eine Art Corona-Prämie für die vierte Welle, und zwar eine kräftige, von der die Intensivpflege-Beschäftigten auch wirklich etwas haben“, sagte Marx der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Sonntag).

„Wir wünschen uns, dass für die Monate mit hoher Belastung der Bruttolohn netto ausgezahlt wird. Auch Nacht- und Wochenendarbeit sollte steuerfrei gestellt werden“, schlug Marx vor. „Das würde sofort bei den Leuten ankommen und ihnen zeigen, dass ihre Arbeit gewürdigt und belohnt wird.“ Damit ändere man noch nichts an den Strukturen - daran müsse auch dringend gearbeitet werden. Aber so eine Prämie würde einen Motivationsschub geben.

Marx: Nach 22 Monaten Pandemie sind die Leute erschöpft

Es brauche „jetzt und gleich ein wirklich akutes und starkes Signal der Wertschätzung“, denn schon vor Corona hätten Tausende Pflegekräfte gefehlt und nach 22 Monaten Pandemie seien die Leute einfach erschöpft. Viele Beschäftigte im Intensivbereich könnten schlicht nicht mehr, manche hätten inzwischen kapituliert und ganz aufgehört, sehr viel mehr hätten ihre Arbeitszeit verkürzt. Unter dem Strich seien deswegen 4000 Intensivbetten weniger belegbar, sagte Marx.

Die Gewerkschaft Verdi warnte angesichts der hohen Belastungen auf den Intensivstationen vor einem drohenden Exodus in der Pflege. „Viele Beschäftigte aus der Pflege haben ihrem Beruf massenhaft den Rücken gekehrt, obwohl sie ihn lieben“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler der „Bild am Sonntag“. Die vierte Corona-Welle habe angesichts der jahrelangen hohen Belastung „das Fass zum Überlaufen gebracht“.

Neben den Berufsaussteigern beobachtet Bühler auch eine hohe Zahl von Pflegekräften, die ihre Arbeitszeit reduzierten und Auszubildende, die ihre Ausbildung abbrächen. „Uns droht ein regelrechter Exodus in der Pflege. Die Krankenversorgung in Deutschland ist gefährdet, nicht nur in der Pandemie, nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch darüber hinaus“, sagte sie. (dpa)

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