BVKJ-Kongress

Den Kindern geht es schlechter als gedacht

Zwar schätzen über 90 Prozent der Eltern die Lebensverhältnisse ihrer Kinder positiv ein - doch das täuscht, meinen die Kinder- und Jugendärzte.

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BAD ORB. Kinder und Jugendlichen geht es in Deutschland nach Darstellung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gesundheitlich weit weniger gut, als dies in jüngsten Medienberichten und bundesweiten repräsentativen Umfragen suggeriert wird.

Nach den Ergebnissen der gerade veröffentlichten ersten Folgebefragung des Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS Welle 1) schätzen 94 Prozent der Eltern die gesundheitliche Lebensqualität von sieben- bis zehnjährigen Kindern als gut oder sehr gut ein. Bei den elf- bis 17-jährigen glauben sogar 96 Prozent, bestens versorgt zu sein.

"Diese Ergebnisse der Selbsteinschätzung durch Eltern und Jugendliche stimmen nicht mit den in den pädiatrischen Praxen erhobenen Befunden überein", stellte BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann beim 42. Herbstkongress des BVKJ in Bad Orb klar.

 So seien hierzulande insbesondere solche Kinder unzureichend versorgt, die unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwachsen oder in bildungsfernen Familien groß werden. So ist laut Hartmann die Anzahl der Kinder, die Transferleistungen beziehen, auf mittlerweile 1,9 Millionen angestiegen.

Frühe Interventionen gefordert

15 bis 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland wachsen nach Darstellung von Dr. Ulrich Fegeler, Pressesprecher des BVKJ, mit "erheblichen frühkindlichen Anregungsdefiziten" in solchen sozial benachteiligten Familien auf.

Diese Kleinkinder entwickelten sich dann auch wegen ausgeprägter Entwicklungsstörungen langsamer und seien später "sozial gestört."

Im Verlauf der Schulzeit kämen dann "schwerste Lernstörungen" hinzu, die häufig nur noch bedingt oder gar nicht mehr medizinisch aufgefangen werden könnten.

Fegeler: "Therapien lösen das Problem dann nicht mehr." Frühe präventive Interventionen in der Kindergartenzeit seien hier die einzig sinnvolle Alternative, um den Entwicklungsdefiziten frühzeitig begegnen zu können.

Allerdings bewegten sich die Förderkompetenzen der vorschulischen Einrichtungen qualitativ im internationalen Vergleich lediglich "im unteren Drittel."

Fegeler sprach sich deshalb in Bad Orb für die Etablierung niedrigschwelliger Angebote für Familien aus, in denen im Hintergrund auch ein medizinisch/therapeutisches Angebot unterbreitet wird. (ras)

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