Interview

Der Internistentag dient auch dazu, Position zu beziehen

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Vom 27. bis 29. September findet der 5. Deutsche Internistentag in Berlin statt. Die letzten Jahre hätten gezeigt, dass der Internistentag zu einer Institution geworden ist und eine geeignete Plattform für den medizinischen und gesundheitspolitischen Meinungsaustausch bietet, sagt Dr. Wolfgang Wesiack im Interview mit der "Ärzte Zeitung".

Dr. Wolfgang Wesiack

Der Internistentag dient auch dazu, Position zu beziehen

© BDI

Aktuelle Position: seit 2004 Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten

Werdegang/Ausbildung: Studium in München und Hamburg, 1973 Staatsexamen, 1981 Facharzt für Innere Medizin, 1983 Niederlassung in Hamburg

Karriere: 1995/96 Vorsitzender der KV Hamburg; seit 1994 Mitglied der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg

Ärzte Zeitung: In diesem Jahr findet der 5. Deutsche Internistentag (DIT) statt - Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Ist aus Ihrer Sicht das Konzept, eine Mischung aus medizinischer Fortbildung und aktueller berufspolitischer Information anzubieten, aufgegangen?

Dr. Wolfgang Wesiack: Ja, voll und ganz. Der Internistentag erfreut sich in dieser Form einer zunehmenden Beliebtheit und Nachfrage. Wir brauchen das Grundgerüst nicht zu verändern, sondern nur graduell zu ergänzen.

Ärzte Zeitung: Die Förderung des medizinischen Nachwuchses war und ist immer ein großes Anliegen des BDI: Erreichen Sie dieses Klientel mit dem Kongress?

Wesiack: Ja. Speziell unser Assistententag ist ein Volltreffer. Dieses Jahr werden wir sogar eine Kinderbetreuung mit anbieten.

Ärzte Zeitung: Das ist schön und gut, dennoch: Wie kann das Interesse der jungen Kollegen weiter gesteigert werden?

Wesiack: Indem wir noch weitere wichtige Themen aufgreifen und auch unsere Werbung für den DIT verstärken.

Ärzte Zeitung: Dazu zählt sicherlich auch die aktuelle Politik: Die Proteste um die Honorar-Entscheidung des Erweiterten Bewertungsausschusses drohten in den vergangenen Wochen zu eskalieren. Was zieht der BDI für Konsequenzen daraus?

Wesiack: Der BDI steht hinter den Honorarforderungen und unterstützt die Proteste, appelliert aber an seine Mitglieder, derzeit auf Praxisschließungen zu verzichten. Wir dürfen nichts tun, was die Versorgung der Patienten verschlechtert. Der BDI betrachtet diese Auseinandersetzung als Zäsur. Die Kassen sind nicht mehr unsere Partner, sondern unsere Gegner. Die Politik der KBV gegenüber den Kassen muss sich ändern.

Ärzte Zeitung: Lassen Sie uns über die ambulante spezialfachärztliche Versorgung sprechen. Kommen Sie hier nicht unweigerlich in einen Konflikt zwischen niedergelassenen Kollegen und Kollegen in Kliniken, die sie ja beide im BDI vertreten?

Wesiack: Bei der spezialärztlichen Versorgung sitzen Vertragsärzte und Internisten in den Kliniken in einem Boot, wenn der gemeinsame Bundesausschuss Vorgaben erarbeitet, die keinen der beiden benachteiligen. Dort liegt der Schlüssel zum Erfolg. Sollte der GBA dem Druck der Kassen nachgeben, aus der spezialfachärztlichen Versorgung noch ein Einkaufsmodell zu machen, ist die Sache tot.

Ärzte Zeitung: Wann denken Sie, wird diese Versorgungsform tatsächlich umgesetzt?

Wesiack: Ich hoffe bald, denn davon profitieren Patienten mit internistischen Erkrankungen.

Ärzte Zeitung: Im Versorgungsstrukturgesetz steht, dass die Bedarfsplanung reformiert werden soll. Wie ist der Stand der Dinge - vom GBA-Vorsitzenden Hecken hört man, dass man hier sehr gut in der Zeit liege.

Wesiack: Die Bedarfsplanung leidet mal wieder unter dem grundsätzlichen Problem, dass sie nicht auf medizinischen Versorgungsdaten basiert. Die KBV hat, soweit bekannt, für Internistinnen und Internisten ein ausgewogenes Konzept vorgeschlagen. Nach unseren Informationen fehlt der Aufschlag der Kassen. Davon wird abhängen, ob der Zeitplan eingehalten werden kann.

Ärzte Zeitung: Zum Schluss noch ein Wort zur Eröffnung des Internistentages: es spricht dort der ehemalige Präses der EKD. Warum haben Sie sich für Professor Wolfgang Huber entschieden?

Wesiack: In einer Zeit, in der die Ökonomie die Ärzte erdrückt und ärztliche Entscheidungen zuerst ökonomisch und dann erst medizinisch entschieden werden, droht die Moral auf der Strecke zu bleiben. Hierzu wird Professor Huber deutliche Worte finden. Wir sind glücklich, dass er unsere Einladung angenommen hat.

Die Fragen stellte Wolfgang van den Bergh.

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