Süßigkeiten und Kinder

Diabetologen: Ampel-Koalition darf Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel nicht verwässern

Im Vorfeld der diesjährigen Diabetes-Herbsttagung der DDG appellieren medizinische Fachgesellschaften an die Ampel-Koalition, die geplanten Werbeeinschränkungen nicht zu verwässern. Eine Partei ist besonders adressiert.

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Neonschild mit Eis am Stiehl

Sehr süß und ungesund: Medizinische Fachgesellschaften und Krankenkassen fordern Werbeeinschränkungen für ungesunde Kinderlebensmittel.

© Katemangostar

Berlin. Kinder unter 14 Jahren bekommen täglich im Schnitt 15 Mal Werbung für Süßigkeiten, Softdrinks oder andere ungesunde Lebensmittel medial dargeboten. Dieser „Dauerverführung“ in Radio, Fernsehen oder im Internet könnten sich junge Menschen schwerlich entziehen, warnen unter anderem Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG).

Im Vorfeld der am Freitag (17. November) in Leipzig beginnenden Diabetes-Herbsttagung haben medizinische Fachgesellschaften einmal mehr an die Ampel im Bund appelliert, die im Koalitionsvertrag angekündigten Werbeeinschränkungen nicht zu verwässern.

„Hier macht man sich die Argumente der Industrie zu eigen, die den Zusammenhang zwischen Werbung und Ernährungsverhalten gegen alle wissenschaftliche Evidenz leugnet“, sagte die Geschäftsführerin der DDG und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK), Barbara Bitzer, am Montag. Vor allem die FDP solle ihren Widerstand gegen das Gesetzesvorhaben von Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) überdenken.

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Beschränkungen müssen auch in den Abendstunden gelten

Wichtig sei, dass die Beschränkungen auch die Abendstunden einschlössen, so Bitzer, da Kinder nicht nur Kindersendungen, sondern insbesondere Familienfilme, Castingshows oder Sportübertragungen anschauten, die zumeist am Abend ausgestrahlt würden. Influencer auf YouTube, Instagram oder Facebook sollten dagegen nur noch für Gesundes werben dürfen, forderte die DDG-Geschäftsführerin.

Dass Werbeschranken funktionierten, machen andere Länder seit Jahren vor, so Bitzer. Handlungsbedarf bestehe auch in Deutschland. So sei hierzulande bereits jedes siebte Kind übergewichtig. Auch wenn ein direkter Zusammenhang zwischen Werbung für Ungesundes und kindlichem Übergewicht nicht immer leicht nachzuweisen sei, gelte er in der Forschung mittlerweile doch „als gut belegt“ an.

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Hochkalorische, fett-, salz- und zuckerreiche Ernährung gelte als Hauptursache dafür, dass immer mehr Menschen in immer jüngeren Jahren stark übergewichtig oder adipös werden. „Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen sind hiervon und von den damit einhergehenden Folgeerkrankungen besonders betroffen“, sagte Bitzer.

Die Politik habe ein Umfeld zu schaffen, dass es Kindern leichter mache, sich gesund zu ernähren und Anreize für Ungesundes einzudämmen. In der Kindheit eingeprägte Ernährungsgewohnheiten seien später nur noch schwer zu ändern. (hom)

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