"Die Trennung von Verdi war für Ärzte sinnvoll"

Nach der Aufkündigung der Tarifgemeinschaft mit Verdi im Jahr 2005 fand sich der damalige Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Frank Ulrich Montgomery, in der für ihn bis dahin ungewohnten Rolle des Gewerkschafts- und Streikführers wieder. Eine Erfahrung, die er offenbar nicht missen möchte.

Veröffentlicht:

Ärzte Zeitung: Bis vor wenigen Jahren hat der Marburger Bund eine Tarifgemeinschaft mit Verdi gebildet, bis die Hauptversammlung ihres Verbandes die Trennung forderte. Rückblickend betrachtet: War die Trennung sinnvoll?

Montgomery: Uneingeschränkt ja. Weil wir nur in der Eigenständigkeit unsere eigenen Arbeitsbedingungen und Tarifsituationen entwickeln und fortentwickeln können. Und alleine die Tatsache, dass Verdi und die Arbeitgeber das mittlerweile widerspruchslos anerkennen, macht deutlich, dass der Schritt richtig und überfällig war.

Ärzte Zeitung: Hat die Trennung von Verdi zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Krankenhäusern geführt?

Montgomery: Nein, überhaupt nicht. Die Trennung hat überhaupt nichts verändert an der Realität in den Krankenhäusern. Das ist ein Argument, das Verdi-Funktionäre immer wieder vorgebracht haben. Dort, wo es in der Vergangenheit Konflikte zwischen Ärzten und Pflegekräften gegeben hat, gibt es sie heute noch. Dort, wo es früher gut geklappt hat, klappt es heute auch noch gut. Das hängt mehr von den handelnden Personen als von den äußeren Rahmenbedingungen ab.

Ärzte Zeitung: Haben Sie sich in der Rolle des Gewerkschaftsführers und des Streikführers eigentlich wohl gefühlt?

Montgomery: Ja. Das war eine der spannendsten Zeiten, weil man das Glück hatte, etwas gestalten zu dürfen. Heute hat man gerade in der Politik das Gefühl, dass man nur noch an den Kommata und an den Jotas etwas ändern kann und nicht an den wirklich grundsätzlichen Dingen. Und deshalb war das eine äußerst befriedigende und mit viel Freude durchlebte Zeit.

Mit dem Präsidenten der Hamburger Ärztekammer sprach "Ärzte Zeitungs"-Redakteurin Christiane Badenberg

Lesen Sie dazu auch: "Mehr politischer als materieller Erfolg"

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