Gassen

Druck auf Fachärzte nimmt zu

Die Versorgung verschiebt sich zu Fachärzten, doch die Vergütung hält mit der Entwicklung nicht Schritt, warnt der KBV-Chef.

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MÜNCHEN.Vor einer weiteren Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung hat KBV-Chef Dr. Andreas Gassen beim Tag der Bayerischen Fachärzte in München gewarnt.

Unter den 20 Millionen Krankenhausfällen pro Jahr gebe es etwa 3,6 Millionen Fälle, "die dort nicht hingehören", sagte Gassen bei der Tagung der Allianz Fachärztlicher Berufsverbände (AFB).

Zugleich gebe es in der ambulanten Versorgung eine Verschiebung von Versorgungsschwerpunkten in Richtung der Fachärzte, wobei die Vergütung mit dieser Entwicklung nicht Schritt halte.

Die Folge, so Gassen: In der fachärztlichen Versorgung werde ein immer größerer Anteil der Patienten "aufs Haus" behandelt. Dadurch gehe den Fachärzten zunehmend die Finanzierungsgrundlage insbesondere für die notwendige technische Ausstattung verloren.

Eine "koordinierte Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen" könnte dazu beitragen, die knappen Ressourcen im Gesundheitswesen besser zu nutzen, meinte Gassen. Zweifel, ob die Krankenhäuser überhaupt in der Lage wären, die Leistungen niedergelassener Fachärzte zu übernehmen, äußerte der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Professor Josef Hecken.

Zweifelhaft sei auch, ob eine fachärztliche ambulante Versorgung durch Krankenhäuser billiger und für die Patienten besser erreichbar wäre.

Bei Hausärzten und Fachärzten ein Nachwuchsmangel

Im Rahmen des Programms zum Erhalt einer möglichst wohnortnahen medizinischen Versorgung auf dem Land werden seit Dezember in Bayern auch alle Arztgruppen der allgemeinen fachärztlichen Versorgung unterstützt, betonte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).

Es gebe nicht nur bei Hausärzten, sondern zunehmend auch bei Fachärzten einen erhöhten Nachwuchsbedarf.

"Deshalb müssen wir frühzeitig das Interesse der jungen Menschen wecken. Junge Ärzte braucht das Land, und zwar überall in Bayern", so Huml. Zugleich lobte sie den Zusammenschluss fachärztlicher Berufsverbände in Bayern zur AFB. Als gemeinsamer Verband der Fachärzte sei die AFB ein wichtiger Gesprächspartner für die Politik und die Kassen.

Die AFB ist Ende Juni 2015 aus dem Zusammenschluss der Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände Bayern (GFB) und der Facharzt Allianz Bayern (FAABY) entstanden.

Ihr gehören nach eigenen Angaben fast alle fachärztlichen und psychotherapeutischen Berufsverbände Bayerns an. Vorsitzender ist Dr. Pedro Schmelz, seine Stellvertreter sind Dr. Frank Vescia und Dr. Peter Heinz. (sto)

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