Brexit

EU-Ärzte kehren England den Rücken

Der Brexit kommt in den Kliniken und Praxen an: 5500 Ärzte und Pfleger aus der EU haben den NHS bereits verlassen.

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LONDON. Der bevorstehende Brexit zeigt erste Auswirkungen auf das staatliche britische Gesundheitswesen (National Health Service, NHS): Seit der historischen Anti-EU-Abstimmung Ende Juni 2016 haben laut aktuellen Zahlen rund 5500 EU-Ärzte und Pfleger den NHS bereits verlassen. Kliniken berichten zunehmend über Personalmangel.

Großbritanniens Krankenhäuser und Arztpraxen beschäftigen traditionell viele nicht-britische Ärzte, Krankenpflegepersonal und andere Mitarbeiter. Ein großer Teil dieser ausländischen Arbeitskräfte kommt aus anderen EU-Ländern, darunter auch Deutschland. In fast allen Londoner NHS-Kliniken arbeiten heute deutsche Mediziner.

Seit dem Brexit-Votum ist die Stimmung unter europäischen Ärzten im Königreich gekippt: "Viele Mediziner aus der EU sorgen sich um ihre berufliche Zukunft. Es herrscht große Unsicherheit", so eine Sprecherin des größten britischen Ärzteverbandes (British Medical Association, BMA) gegenüber der "Ärzte Zeitung" in London. Und: "Das wird sich in den kommenden zwei Jahren während der Brexit-Verhandlungen vermutlich noch verschlimmern."

Laut einer Umfrage im Auftrag des britischen Privatfernsehsenders Channel 4 sagen heute zwei von fünf im NHS arbeitenden Ärzte und Pflegern von sich, "ernsthaft" darüber nachzudenken, Großbritannien in den kommenden zwei Jahren zu verlassen. Wie aus der Umfrage hervorgeht, könnte dies bedeuten, dass bis zu 25.000 EU-Ärzte und Pflegekräfte dem NHS den Rücken kehren werden.

70 Prozent der befragten EUÄrzte sagen, Großbritannien sei als Folge des Brexits "weniger attraktiv" geworden. 66 Prozent glauben, ihre beruflichen Zukunftsaussichten im Königreich haben sich verschlechtert. Die Zahlen alarmieren nicht nur britische Gesundheitspolitiker, sondern auch die Berufsverbände. So warnt neben anderen die BMA vor Ärztemangel; die größte britische Krankenpflegergewerkschaft (Royal College of Nursing, RCN) wies darauf hin, dass die Brexit-Flucht tausender Pfleger in weiten Landesteilen zu "schlimmen Zuständen" in den staatlichen Kliniken führen werde. (ast)

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