Kommentar zum Bericht über Freie Berufe
Ein Armutszeugnis
Gerade einmal 57 Seiten benötigt das Bundeswirtschaftsministerium, um die "Lage der Freien Berufe" schön zu schreiben. Dem Ressort genügt, dass die Zahl der Freiberufler 2012 mit 1,2 Millionen einen Höchststand erreicht hat, dass sie mit ihren drei Millionen Mitarbeitern zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften und eine ungebrochene Gründungsdynamik existiert.
Tatsächlich resultiert der Zuwachs ganz überwiegend aus einer Verdoppelung der Zahl freier Kulturschaffender, wahrscheinlich in prekären Verhältnissen wirtschaftender Kunstberufe. Die Zahl der akademischen Heilberufe, die wirtschaftlich selbstständig sind, stagniert.
Die Gründe dafür werden nicht analysiert: die Verrechtlichung der Rahmenbedingungen, das im Verhältnis zu den Gewinnchancen hohe Investitionsrisiko, fehlende Planbarkeit der Zukunft, wachsende Komplexität der Aufgaben - und eine Neuorientierung des akademischen Nachwuchses im Verhältnis von Beruf und Familie.
Besonders aufschlussreich für Ärzte dürfte sein, dass das liberal geführte Wirtschaftsressort jeden Hinweis auf die weiter auf Eis liegende GOÄ-Reform vermeidet. Eindeutiger kann ein Armutszeugnis eigentlich nicht ausfallen.
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