Studie

Eltern im Netz häufig überfordert

„Die Rechte von Kindern sind auch im digitalen Raum nicht verhandelbar“: Das Kinderhilfswerk mahnt, Eltern bei der Medienerziehung nicht mit ihrer Verantwortung allein zu lassen.

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Was dürfen Kinder in Sozialen Medien? Das Kinderhilfswerk will sie online besser schützen.

Was dürfen Kinder in Sozialen Medien? Das Kinderhilfswerk will sie online besser schützen.

© Konstantin Yuganov / stock.adobe.com

BERLIN. Eltern stehen bei wachsender Nutzung digitaler Medien in der Familie nach Einschätzung des Deutschen Kinderhilfswerks den Risiken oftmals hilflos gegenüber. Es sei deshalb wichtig, sie nicht mit ihrer Verantwortung bei der Medienerziehung allein zu lassen, sagte Thomas Krüger, Präsident des gemeinnützigen Vereins am Dienstag zur Vorstellung einer Studie zu dem Thema.

Es habe sich gezeigt, dass Eltern zwar bemüht seien, ihren Kindern einen sicheren Zugang zu Medien zu bieten. Die Erwachsenen seien aber oft selbst überfordert, wenn es etwa um die Nutzung von sozialen Netzwerken geht.

Falsche Schlussfolgerungen

Die Mitbestimmungsrechte der Kinder würden etwa auf Facebook, WhatsApp oder Snapchat zudem vielfach von den Eltern selbst nicht ausreichend beachtet. So habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass eine Mehrheit der Eltern Facebook als „öffentlich“ und WhatsApp als „privat“ einstufe. In der Folge würden teils bedenkenlos Daten über WhatsApp geteilt.

„Die Rechte von Kindern sind auch im digitalen Raum nicht verhandelbar“, sagte Krüger. Eltern und Kinder müssten bei der kompetenten und kindgerechten Nutzung von Medien deshalb mehr unterstützt werden. Der Verein plädiert für einen modernen und ganzheitlichen Jugendmedienschutz, der ausdrücklich an der UN-Kinderrechtskonvention ausgerichtet ist. Es müsse verständliche und umsetzbare gesetzliche Vorgaben für die Erhebung, Verbreitung und Verarbeitung digitaler Daten geben.

Die Studie habe gezeigt, dass Eltern ihre Kinder zwar auch im digitalen Alltag schützen, sie wollten ihnen aber auch zunehmend Freiräume und Autonomie ermöglichen. „Dieser Spagat gelingt nicht immer im besten Sinne der Kinder“, sagte Nadia Kutscher, Professorin an der Universität Köln.

Kindertageseinrichtungen oder Schulen könnten hier eine unterstützende Rolle übernehmen. Kinder müssten zudem „viel stärker in Entscheidungen einbezogen werden“, die etwa ihre Rechte an ihren Daten und am eigenen Bild betreffen. (dpa)

Medienerziehung

Die Studie „Kinder. Bilder. Rechte. – Persönlichkeitsrechte von Kindern im Kontext der digitalen Mediennutzung in der Familie“ wurde von der Uni Köln und dem Deutschen Kinderhilfswerk auf Basis von 37 Interviews mit Eltern und Kindern (6 bis 15 Jahre) erstellt. Die Erhebungen fanden in insgesamt fünf Städten und Gemeinden in Berlin, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein statt.

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