Schlaganfall-Experten fordern

Endovaskuläre Thrombektomie überall!

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BERLIN. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) fordert, die endovaskuläre Thrombektomie flächendeckend verfügbar zu machen. Spezialisierte Stroke Units böten dafür eine tragfähige Basis, bräuchten aber zusätzliche Expertise, so die DSG aus Anlass des "Tag gegen den Schlaganfall" am 10. Mai.

Derzeit gibt es in Deutschland 264 von der DSG zertifizierte Stroke Units. Davon sind 99 überregionale Stroke Units technisch und personell verstärkt ausgestattet und unterstützen die übrigen 155 regionalen Stroke Units.

Die mechanische Rekanalisation stellt besondere Anforderungen an die Ausstattung und die Ausbildung des ärztlichen Personals. So genannte Neuro-Interventionalisten müssen den Katheter-basierten Eingriff durchführen.

"Wir stellen bereits seit 2012 sicher, dass jede zertifizierte überregionale Stroke Unit mindestens zwei Neuro-Interventionalisten am Standort verfügbar hat", wird Professor Darius Nabavi, Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln, von der DSG zitiert.

Aktuelle Studien belegten nun, dass die strukturelle Vorarbeit, die mit diesem Zertifizierungskriterium geleistet worden sei, richtig und wichtig sei, so Nabavi.

Viele überregionale Stroke Units hätten in den vergangenen Jahren durch Kooperationen in Netzwerken die Katheterbehandlung für möglichst viele Patienten sichergestellt. In Ballungsgebieten würden geeignete Patienten schon jetzt oft in ein spezialisiertes Neurozentrum mit überregionaler Stroke Unit transportiert.

In ländlichen Gebieten seien diese Strukturen noch nicht so gut ausgebildet. Nabavi rechnet damit, dass aufgrund der neuen Studienergebnisse die Zahl der Eingriffe steigen wird. "Die Personalstruktur der überregionalen Stroke Units und neurointerventionellen Teams muss deshalb noch weiter gestärkt werden".

Die endovaskuläre Thrombektomie erfordert große Expertise. "Wir benötigen hier eine Qualitätssicherung, die gewährleistet, dass kein Wildwuchs entsteht", sagt Nabavi. Als ein Instrument der Qualitätssicherung schlägt er die Neurovaskulären Netzwerke (NVN) vor, die sich in den zurückliegenden Jahren in Deutschland gebildet haben.

Diese Fachkonferenzen von Neuromedizinern und Gefäßexperten sollten künftig für die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten in der Anwendung des Spezialverfahrens sorgen.Zertifizierungskriterien sollten zudem Struktur und Qualität der NVN sicherstellen, so die DSG in ihrer Mitteilung.

Mitte 2015 werde die DSG auch die Zertifizierungskriterien für regionale und überregionale Stroke Units aktualisieren. Wir möchten rasch die organisatorischen Voraussetzungen für einen flächendeckenden Einsatz der Katheter-basierten Gefäßinterventionen in Deutschland schaffen", wird Nabavi zitiert.

"Schlaganfall-Patienten, die in Deutschland rechtzeitig eine Stroke Unit erreichen, erhalten heute eine Behandlung auf sehr hohem Niveau", so Nabavi in der DSG-Mitteilung. Bei etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Patienten werde eine Lyse versucht.

Dies gelinge aber nicht bei sehr großen Gerinnseln. Die endovaskuläre Thrombektomie sei eine dringend benötigte Ergänzung für Schwerbetroffene. Nabavi schätzt, dass in Deutschland jährlich etwa 10.000 Patienten für die Behandlung in Frage kommen. (mal)

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