"Es mangelt an Qualität, Wettbewerb und Transparenz"

Für Stefan Kapferer, seit Herbst 2009 BMG-Staatssekretär, ist der Versicherte immer noch das schwächste Glied in der Kette. Grund: Mangel an Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen.

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BAMBERG (dda). Mehr Transparenz und Wettbewerb im Gesundheitswesen durch Qualitätssicherung wünschte sich Staatssekretär Stefan Kapferer, Staatssekretär des Bundesministeriums für Gesundheit. Beim "Gesundheitsforum 2010" in Bamberg verteidigte er deshalb die qualitätsorientierte Vergütung.

Bei einer Diskussionsrunde zum Thema "Pay for Performance" zwischen Klinik- und Kammervertretern kritisierte Kapferer, dass derzeit die Verantwortlichen in den Kassenärztlichen Vereinigungen ihre Kraft auf die Mittelverteilung unter den Ärzten konzentrieren.

Kapferer verglich dabei die Leistungen beispielsweise von Kliniken, mit denen eines Restaurants. Sollte es jemanden in einer Speisegaststätte nicht geschmeckt haben, könne man selbst entscheiden, ob man wieder kommt oder nicht. Im Gesundheitswesen habe der Patient diese Freiheiten nicht. In den bisher geführten Diskussionen habe der Beitragszahler keine Stimme.

Die Transparenz von Qualität und Kosten sei nicht nur in den Kliniken, sondern auch bei den niedergelassenen Ärzten steigerungsfähig. Kapferer: "Der Wettbewerb im Gesundheitswesen ist nach wie vor unterentwickelt." Ein Versicherter erfahre noch immer nicht, welche Leistungen vom Arzt oder von der Klinik abgerechnet wurden. Der Patient müsse bei aller Diskussion um "Pay for Performance" im Vordergrund stehen, deshalb sollte der eingeschlagene Weg der Politik, mit dem Ziel, die Qualität zu steigern auch weiter gegangen werden. "Die Indikatoren dürften nicht manipulierbar, aber dafür überprüfbar sein."

Allerdings hat Kapferer auch Verständnis für die hohen beruflichen Belastungen der Ärzte. Sie müssten auch in einem vernünftigen Verhältnis zur Vergütung stehen.

Sorgen um die flächendeckende ärztliche Versorgung von Ärzten insbesondere in ländlichen Regionen macht sich die Staatssekretärin im bayerischen Gesundheitswesen, Melanie Huml. In Bayern seien heute junge Ärzte unmittelbar nach Abschluss ihres Studiums nur noch zu einem Drittel in Krankenhäusern und zu einem weiteren Drittel in der ambulanten Versorgung tätig.

Huml: "Das letzte Drittel fehlt". Sie vermutet, dass diese Absolventen möglicherweise ins Ausland ausgewandert sind oder in andere Berufe gewechselt haben. Die bayerische Staatsregierung mache sich derzeit Gedanken, wie man für die ländlichen Räume junge Mediziner gewinnen könne. Neben der Abschaffung des Numerus clausus denke man derzeit darüber nach, den jungen Medizinern kostengünstig eine Praxis auf Zeit zur Verfügung zu stellen.

Als unverhältnismäßig bewertet sie auch die Belastung von Ärzten mit bürokratischen Tätigkeiten: "Es kann nicht sein, dass man für einen siebenminütigen Patientenbesuch, vierzehn Minuten dokumentieren muss".

In der anschließenden Diskussion forderten Tagungsteilnehmer, mehr Studienplätze zu schaffen und dafür auch mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Arbeitsbedingungen, in Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen müssten verbessert werden. Vor allem in der Pflege sei der Handlungsbedarf groß.

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