FDP-Minister will Kliniklandschaft umpflügen

Im Saarland will Gesundheitsminister Georg Weisweiler den Flickenteppich von Kliniken neu ordnen. Diagnostikzentren sollen sich künftig um zwei Maximalversorger anordnen. Die Diskussion um Bettenzahlen soll "ein absolutes Randthema" werden.

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:
Sieht Neuordnung als "Riesenchance": Georg Weisweiler (FDP).

Sieht Neuordnung als "Riesenchance": Georg Weisweiler (FDP).

© Becker&Brede / imago

SAARBRÜCKEN. Der gegenwärtige Krankenhaus-Flickenteppich im Saarland soll durch "ein abgestuftes Versorgungskonzept" ersetzt werden, bei dem sich dezentrale "Diagnostikzentren" um zwei Maximalversorger gruppieren. Dieses Konzept skizzierte Gesundheitsminister Georg Weisweiler bei der Vorstellung eines vorbereitenden Gutachtens für den neuen Krankenhausplan.

Nach Vorstellungen des FDP-Ministers soll die Diskussion um Bettenzahlen "ein absolutes Randthema" werden. Die Gutachter empfehlen hier bis 2015 einen Abbau von zwei bis sechs Prozent der gegenwärtig rund 6500 Planbetten. Gleichzeitig sprechen sie sich aber auch für veränderte Strukturen aus. Dazu zählten Kooperationen und Zusammenschlüsse.

An diesem Punkt setzt Weisweiler an. Nach 25 Jahren erfolgloser Bemühungen, die Universitätskliniken in Homburg und das städtische Klinikum Saarbrücken - trotz Umbenennung weiter als Winterberg-Kliniken bekannt - zusammenzuführen, will er diese beiden Maximalversorger als Kristallisationskerne nutzen.

Um sie sollen sich als Satelliten Häuser der Grund- und Regelversorgung gruppieren. Diese "Diagnostikzentren" könnten auch einzelne Spezialabteilungen vorhalten, sollten aber vor allem eine breit aufgestellte, wohnortnahe Flächenversorgung sichern.

Langfristig könnten so zwei große Verbünde entstehen: einer mit den überwiegend öffentlichen Krankenhäusern in der dicht bevölkerten Saar-Schiene und ein zweiter mit Schwerpunkt im nördlichen Saarland. Dort dominiert die Marienhaus GmbH.

Der Konzern gehört den Franziskaner-Ordenschwestern in Waldbreitbach, betreibt bundesweit fast 30 Krankenhäuser und zahlreiche Pflegeeinrichtungen, beschäftigt über 12  000 Mitarbeiter und gilt als wirtschaftlich gesund. An der Saar hat allerdings auch er problematische Standorte.

Laut Weisweiler finden bereits Gespräche zwischen dem kirchlichen Träger und der Uniklinik über einen Verbund statt, an dem sich möglicherweise auch die cusanus trägergesellschaft trier mbh (ctt) beteilige. Eine derartige Kooperation sei bisher nur von der Uniklinik Aachen erprobt worden.

Weisweiler gab sich überzeugt, dass Zusammenschlüsse wirtschaftliche Vorteile brächten. Außerdem biete sein Konzept die "Riesenchance, eine nach Schweregraden qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten". Er räumte jedoch ein, dass es noch Überzeugungsarbeit für seine Pläne bedürfe.

Zunächst hätten ihm die Träger mit Blick auf den anstehenden Krankenhausplan 2011 bis 2015 wie üblich umfangreiche Wunschlisten gesandt. Deren Erfüllung würden jedoch zu Leistungsausweitung und weiterer Zersplitterung, mehr Investitionen und einer Verschärfung des Wettbewerbes um Patienten und Mitarbeiter führen.

Immerhin unterstreicht auch die Saarländische Krankenhausgesellschaft (SKG) in einer ersten Stellungnahme die wachsende Bedeutung von Kooperationen und Verbünden. Allerdings halte sie eine Rückkehr zu dem bis vor fünf Jahren gültigen dreistufigen Versorgungskonzept für sinnvoller als nur zwei Versorgungsebenen.

Zugleich widerspricht die SKG einem Bettenabbau, da die Gutachter Morbidität und Altersstruktur im Saarland nicht ausreichend berücksichtigt hätten.

Lesen Sie dazu auch: Kliniken an der Saar steht Rosskur bevor

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Der Minister als Coach der Kliniken

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