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Fachgesellschaft: Regierung muss Adipositas als Schlüsselherausforderung angehen

Zum Welt-Adipositas-Tag appelliert die Adipositas-Gesellschaft an eine nächste Bundesregierung, sich der Volkskrankheit entgegenzustellen. Eine Umfrage offenbart derweil eine Stigmatisierung von Betroffenen.

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Zu viele Pfunde: Die Deutsche Adipositas Gesellschaft fordert mehr Engagement der Politik im Kampf gegen Übergewicht.

Zu viele Pfunde: Die Deutsche Adipositas Gesellschaft fordert mehr Engagement der Politik im Kampf gegen Übergewicht.

© Kurhan / stock.adobe.com

Berlin. Ein Gesundheitskapitel im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung muss laut Ärzten zwingend das Thema Adipositas adressieren. „Wenn in Deutschland ein Viertel der Erwachsenen stark übergewichtig sind, bereits etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen als übergewichtig oder adipös gelten und wir hier stetig steigende Tendenzen beobachten, ist es eine gesellschaftliche Herausforderung ersten Ranges, uns diesen Entwicklungen entgegenzustellen“, sagte der Mediensprecher der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG), Professor Matthias Blüher, am Montag.

„Als DAG erwarten wir klare Signale und ein Bekenntnis der Politik, Patienten und Patientinnen mit ihrer Erkrankung nicht allein zu lassen und ihnen eine adäquate Versorgung zu ermöglichen, die oftmals nicht gegeben ist“, betonte auch DAG-Präsident Professor Matthias Laudes. Beide Ärzte äußerten sich anlässlich des Welt-Adipositas-Tages. Dieser findet am 4. März statt.

Konkret fordert die Fachgesellschaft, dass das vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) verabschiedete DMP-Adipositas sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche rasch im Behandlungsalltag ankommt.

Frist für Umsetzung von DMP-Verträgen

Der Gesetzgeber solle hierzu eine Frist setzen, in der in einem „angemessenen Zeitrahmen“ ein Ergebnis zwischen Kassen und Ärzten abschließend verhandelt sein müsse. Dadurch lasse sich eine multimodale Basistherapie mit Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie flächendeckend für alle Adipositas-Patienten gewährleisten.

Zudem erwartet die Adipositas-Gesellschaft Änderungen am sogenannten Lifestyle-Paragrafen im Sozialgesetzbuch (SGB) V. Adipositas werde seit 2020 in Deutschland als chronische Erkrankung anerkannt – es seien daher nunmehr auch Voraussetzungen zu schaffen, „dass sie als solche versorgt werden kann“, schreibt die Fachgesellschaft.

Das betreffe insbesondere Paragraf 34 Absatz 1 Satz 7 SGB V. Dieser schließt die Kostenerstattung von Medikamenten zur Gewichtsreduktion derzeit aus. Medikamentöse Therapien seien jedoch immer dann „sinnvoll und notwendig“, wenn multimodale Basismaßnahmen für sich alleine nicht erfolgreich seien oder bereits schwere Folgeerkrankungen vorlägen, so die Fachgesellschaft.

Stigmatisierung verschärft das Problem

Schätzungen zufolge sind deutschlandweit rund 16 Millionen Menschen von Adipositas betroffen – Tendenz steigend. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für das Pharmaunternehmen Novo Nordisk gibt jeder zweite Bundesbürger (60 Prozent) an, einen von Adipositas Betroffenen im nahen Umfeld zu kennen.

Die Umfrage belegt aber auch: Wer stark übergewichtig ist, hat mit gesellschaftlicher Ablehnung zu kämpfen. Fast jeder vierte Bundesbürger (24 Prozent) gibt an, Betroffene als unästhetisch zu empfinden – 19 Prozent der Befragten sagen, dass adipöse Menschen keine Disziplin an den Tag legen. 18 Prozent sind gar der Meinung, dass Menschen mit Adipositas selbst schuld an ihrer Erkrankung sind.

Mediziner halten derartige Einschätzungen für nicht ungefährlich, da Stigmatisierung von außen dazu führen könne, dass sich Menschen mit Adipositas keine ärztliche Unterstützung suchten. Die aber sei unabdingbar, um die chronische Erkrankung meistern zu können.

Hochproblematisch in diesem Zusammenhang ist: Laut Umfrage erfährt nahezu jeder zweite adipöse Mensch häufig Benachteiligungen wegen des eigenen Gewichts selbst im Gesundheitswesen (47 Prozent). Dort äußere sich die Benachteiligung etwa darin, dass nur etwa jeder dritte Befragte (35 Prozent) das Gefühl habe, in ärztlicher Behandlung offen über sein Gewicht sprechen zu können, hieß es. (hom)

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