Französische Patienten müssen tief in die Tasche greifen

Neue Steuern und weniger Leistungen: Frankreich kämpft gegen die Löcher in der Krankenversicherung.

Veröffentlicht:

PARIS (DDB). Trotz ständiger Reformen ist es in Frankreich nicht gelungen, die Krankenversicherung wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen - und das, obwohl die Eigenbeteiligung der Patienten ständig gestiegen ist.

Ob Primärarztmodell, Bevorzugung von Generika, Kontrollen der ärztlichen Tätigkeit oder einer Bedarfsplanung für radiologische Diagnostik - Frankreich hat praktisch alle Sparinstrumente ausprobiert, um die Kosten zu senken.

Ohne die Finanzkrise könnte die Sécurité Sociale heute finanziell gesund da stehen, darin sind sich Experten einig. Aus politischen Gründen weigert sich die Regierung seit Jahren, die Arbeitgeberbeiträge zu erhöhen.

Daher hat der Staat andere neue Einkommensquellen angezapft: Höhere Steuern auf Zins- und Kapitaleinkommen oder drastische Erhöhungen für Tabak und Alkohol. Selbst Soda- und Colagetränke werden neuerdings mit einer "Gesundheitssteuer" belegt.

Unterdessen klagen immer mehr Patienten über erhöhte Selbstbeteiligungen und Zuzahlungen. Diese betreffen nicht nur Arzneimittel, sondern auch ambulante und stationäre Behandlungen.

18 Euro pro Tag Zuzahlung im Krankenhaus

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt für die ambulante Behandlung beim Arzt nur noch 70 Prozent der Kosten, 15 bis 65 Prozent trägt die Versicherung bei Arzneimittelkosten. Im Krankenhaus müssen Patienten 18 Euro pro Tag selbst zahlen.

Zudem sind ein Drittel der Ärzte - vor allem Fachärzte - berechtigt, höhere Honorare als die festgelegten gesetzlichen Tarife zu verlangen. Patienten ohne gute Zusatzversicherung müssen also tief in die Tasche greifen.

Ständiges Sparen in Krankenhäusern hat auch die Überstunden der Ärzte explodieren lassen. Sie haben mittlerweile einen Gegenwert von 600 Millionen Euro. Ob sie jemals bezahlt werden?

Lesen Sie dazu auch: Frankreichs Gesundheitssystem in der Krise

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten