Sterbe-Studie

Fremder Tod? Das wird sich rasch ändern

Die Alterung der Gesellschaft führt dazu, dass wir künftig immer häufiger dem Tod begegnen. Doch das „Sterbewissen“ ist gering.

Von Florian Staeck Veröffentlicht:

Berlin. Beerdigungen werden die Regel werden, Taufen die Ausnahme: Der demografische Wandel in Deutschland wird unser Verhältnis zum Sterben verändern – wir sollten darauf besser vorbereitet sein.

Das ist eine der Kernthesen der Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, die in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung und der Software AG-Stiftung erstellt wurde. In „Auf ein Sterbenswort – wie die alternde Gesellschaft dem Tod begegnen will“ skizzieren die Autoren die Ergebnisse einer Allensbach-Umfrage zu den Wünschen der Menschen für das eigene Sterben.

Babyboomer nähern sich der Rente

Bald rücken die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in das Rentenalter – ihre letzte Lebensphase beginnt. Doch jede fünfte bis sechste Person aus dieser Gruppe ist kinderlos. Kinder als die traditionellen Begleiter ihrer sterbenden Eltern fallen damit immer häufiger aus. Sterbebegleitung werde von einer familiären Verpflichtung zu einer gesellschaftlichen Aufgabe, sagte Tanja Kiziak vom Berlin-Institut bei der Online-Präsentation der Studie am Donnerstag.

Und gestorben wird in Deutschland immer mehr: Rund 955.000 Todesfälle waren es 2018. 2023 werde die Marke von einer Million überschritten, so Kiziak. In manchen Landkreisen vor allem im Osten würden im Jahr 2035 auf eine Geburt vier Beerdigungen kommen. Heute beträgt das Verhältnis noch eins zu zwei.

Sterben – das ist gerade für die Jüngeren unbekanntes Terrain. Nur 19 Prozent der 16- bis 29-Jährigen haben demnach Erfahrungen mit der Begleitung eines sterbenden Menschen. Die Vorstellungen darüber, wie man sich das eigene Sterben wünscht, ist über alle Sozial- und Altersgruppen hinweg weitgehend konstant, so die Studienautoren: Schmerzfrei, nah am Gewohnten, selbstbestimmt,, sozial eingebunden und gut versorgt.

Sterben als öffentliches Thema

Vor allen Dingen schlechte Erfahrungen mit der konkreten Begleitung eines Sterbenden sind Motor für die Beschäftigung mit dem eigenen Tod. So sagen nur 22 Prozent der Befragten, dass Freunde, gesellschaftliche oder kirchliche Institutionen ihnen in diesem Prozess hilfreich zur Seite standen. Sterben muss daher mehr zum öffentlichen Thema werden. Drei von vier Befragten empfinden es als Missstand, dass die Themen Sterben und Tod verdrängt würden.

Wichtig seien neue Gesprächsräume für das Thema wie etwa „Letzte Hilfe“-Kurse, in denen „Sterbewissen“ vermittelt wird. Projekte, die auf die Schulung ehrenamtlicher Kräfte setzen, könnten helfen, eine hospizliche Kultur in die Breite zu tragen.

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