Früherkennung mit Fragebögen

Ein neues Vorsorge-Konzept erproben 14 Bremer Hausarztpraxen. Sie sehen es als „Alternative zum Gesundheits-TÜV“. Ihr Ziel: für jeden Patienten eine individuelle Früherkennung.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
"Ja" oder "Nein" - die Patienten der Bremer Hausarztpraxen sollen vor der eigentlichen Vorsorge-Untersuchung einen Fragebogen ausfüllen.

"Ja" oder "Nein" - die Patienten der Bremer Hausarztpraxen sollen vor der eigentlichen Vorsorge-Untersuchung einen Fragebogen ausfüllen.

© Eisenhans / Fotolia.com

BREMEN. Als "Alternative zum Gesundheits-TÜV" bezeichnen drei Hausärzte aus Bremen und Umgebung ihr neues "Bremer Vorsorgekonzept". In 14 Bremer Praxen wird es bereits getestet.

"Das Konzept ist aus den Verhandlungen des Bremer Hausärzteverbandes unter anderem mit der AOK Bremen/Bremerhaven über einen Hausärztevertrag entstanden", sagt Allgemeinmediziner und Versorgungsforscher Dr. Guido Schmiemann, der das Konzept mitentwickelt hat.

"Die Kassen wollten seinerzeit altersassoziierte Risiken durch die Vorsorgeuntersuchungen besser darstellen können."

Der vom Verband angestrebte Vertrag ist nicht zustande gekommen, das neue Vorsorgekonzept indessen lernt gerade laufen. Kern der neuen Check-ups sind Fragebögen, die die Patienten vor der eigentlichen Untersuchung ausfüllen können: "Haben Sie Schwierigkeiten beim Kauen?" "Sind Sie kleiner geworden?", "Haben Sie sich schon mal gesagt, Sie sollten weniger Alkohol trinken?", "Rauchen Sie?", "Pflegen Sie jemanden regelmäßig?" - und so weiter.

Je nach Altersgruppe (18 bis 34 Jahre, ab 35 Jahre, ab 70 Jahre) werden andere Gesundheitsaspekte abgefragt.

Körperliche Untersuchung erfolgt altersadaptiert

Nur wenn die Patienten die Fragen mit "Ja" oder "Nein" beantworten, wird das entsprechende Thema in der Vorsorgeuntersuchung angesprochen.

Wenn "Ja" angekreuzt wird, lässt dies auf ein bestimmtes Gesundheitsrisiko oder eine Gesundheitsgefährdung schließen.

Das Modell stellt den Hausärzten dann einen "Werkzeugkasten" aus Screening-Instrumenten, Leitlinien oder Informationen für den Patienten zur Verfügung, um den angezeigten Gesundheitsrisiken im Gespräch oder mit weiteren Tests und Untersuchungen nachzugehen.

Die körperliche Untersuchung und Diagnostik "erfolgt altersadaptiert", so die Autoren. "Eine Cholesterinbestimmung bei einem 35-Jährigen ist zum Beispiel nicht sinnvoll", sagt Schmiemann.

Hintergrund der Bremer Idee ist der Umstand, dass die gegenwärtigen Gesundheitsuntersuchungen selbst nicht besonders gut untersucht sind. Die wissenschaftliche Beweislage für den Nutzen sei "sehr dünn", sagt Schmiemann.

Gezielter gefragt, untersucht und beraten

Zudem werden die Untersuchungen derzeit nur von sieben bis 35 Prozent der Versicherten, je nach Lebensalter, in Anspruch genommen.

Die Folge: "Die vorhandenen Ressourcen werden nicht eingesetzt, um gefährdete Versicherte zu identifizieren und ihren Gesundheitszustand gezielt zu verbessern", schreiben die drei Ärzte in der Zeitschrift "Bremer Ärzte".

Anstelle des bisherigen Schrotschuss-Prinzips soll nun, geht es nach den drei Autoren, an der Weser gezielter gefragt, gezielter untersucht und gezielter beraten werden.

Derzeit erproben 14 Praxen das neue Konzept. "Wir haben bereits eine kleine Evaluation vorgenommen", erklärt Schmiemann, "die Kollegen sagen, das Konzept sei machbar." Zwar benötige die neue Vorsorge etwas mehr Zeit. "Aber die Kollegen erfahren dabei ganz neue Dinge über ihre Patienten."

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