Zahlen für 2023
GKV-Spitzenverband verzeichnet deutlich höheren Zuwachs an Pflegefällen
In Deutschland gibt es inzwischen mehr als fünf Millionen Pflegebedürftige. Ein besonders hoher Zuwachs im vergangenen Jahr beunruhigt die Gesetzlichen Krankenkassen.
Veröffentlicht:Berlin. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) verzeichnet für 2023 eine außergewöhnlich hohe Zunahme an Pflegebedürftigen. In den Jahren zuvor seien jeweils rund 326.000 neue Pflegefälle dazugekommen, sagte der GKV-Vizevorsitzende Gernot Kiefer den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ (Sonntag online). 2023 seien es 361.000 gewesen, ein Plus von 11 Prozent.
Ende 2016, im Jahr vor der Einführung der neuen Pflegegrade, gab es laut Kiefer insgesamt rund 3 Millionen Pflegebedürftige. Ende vergangenen Jahres sei deren Zahl um über mehr als 2 Millionen auf 5,2 Millionen gestiegen.
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Auf die Frage nach den Gründen für den von der GKV als sprunghaft bezeichneten Anstieg der Pflegebedürftigen sagte Kiefer, dass es darauf noch keine abschließende Antwort gebe. „Denkbar ist, dass es ein einmaliger Nachholeffekt der Pandemie ist: Viele ältere Menschen haben sich möglicherweise erst spät wieder getraut, die Prüfer des Medizinischen Dienstes ins Haus zu lassen.“ Wenn es sich aber um einen neuen Trend handele, werde sich die Lage der Pflege verschärfen.
Gutverdiener stärker beteiligen
Laut Kiefer müssen die Beiträge zur Pflegeversicherung steigen, wenn der Bund keine Alternativen zur Entlastung ergreife. So sollte der Staat einige Leistungen verursachergerecht selbst übernehmen – etwa die rund vier Milliarden Euro für die Altersversorgung von pflegenden Angehörigen oder die über fünf Milliarden Euro durch die Corona-Sonderbelastungen.
Andernfalls müsste der reguläre Beitragssatz von derzeit 3,4 Prozent des Bruttoeinkommens um 0,2 Prozentpunkte steigen. Mit Blick auf eine verlässliche Finanzierung sollte die Bundesregierung zum 1. Januar 2025 handeln.
Um mehr Finanzmittel für die Pflegeversicherung zu generieren, könnten nach den Worten des GKV-Vizevorsitzenden Gutverdiener stärker beteiligt werden – durch eine höhere Beitragsbemessungsgrenze. Eine stärkere Beitragsbelastung von Kinderlosen oder eine stärkere Staffelung nach Anzahl der Kinder seien dagegen keine Option.
Der Anstieg der Pflegebedürftigen wird sich laut Kiefer „nicht ewig in dieser Dynamik fortsetzen“. Ab der zweiten Hälfte der 2030er Jahre werde sich die Kurve etwas abflachen, wenn die Welle der Babyboomer abebbe. (KNA)