Krankenhausszene pessimistisch
Gaß: Pflegekräfte ziehen nicht wie ein Wanderzirkus weiter
Mehr als zwei Drittel der Krankenhausmanager sieht die Existenz ihrer Häuser gefährdet. Die anstehende Reform werde zudem weder für weniger Leistungsdruck noch weniger Bürokratie sorgen.
Veröffentlicht:Berlin. Mehr als zwei Drittel der Krankenhausleiter blicken pessimistisch in die Zukunft. Ein Grund ist die anstehende Reform des stationären Sektors. Das geht aus einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft hervor.
„Die dramatisch pessimistischen Aussichten der Krankenhäuser auf ihre eigene Zukunft müssten ein Weckruf an den Gesundheitsminister und die Bundesregierung sein, kurzfristig zu handeln und die Kliniken mit einem Inflationsausgleich von den extrem gestiegenen Kosten zu befreien“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG Dr. Gerald Gaß am Mittwoch. Es sei fraglich wie viele Krankenhäuser in den kommenden Jahren, in denen die geplante Krankenhausreform noch nicht greifen werde, überleben könnten.
Düsterer Blick auf die wirtschaftliche Perspektive
Zweifel hegten die Klinikleitungen auch daran, ob sich das Personal schließender Krankenhäuser wie selbstverständlich auf die verbleibenden Strukturen verteilen werde. „Wenn Krankenhäuser regional schließen müssen, werden die Pflegekräfte im Regelfall nicht wie ein Wanderzirkus in das nächste große Krankenhaus weiterziehen“, sagte Gaß
Sorgen bereitet demnach vor allem die wirtschaftliche Perspektive. 69 Prozent der Häuser sehen ihre Existenz kurz- bis mittelfristig gefährdet. Kaum ein Krankenhaus könne seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken, heißt es in einer Mitteilung der DKG von Mittwoch. Lediglich elf Prozent gehen davon aus, im Zuge der Krankenhausreform mehr Personal gewinnen zu können. Die Einführung der Vorhaltepauschalen wird hingegen begrüßt.
Mit weniger Bürokratie rechnet kaum jemand
Keinerlei Hoffnung setzen die Krankenhausmanager in die Versprechen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die Reform werde für weniger Bürokratie und weniger wirtschaftlichen Leistungsdruck sorgen.
Zwei Drittel halten die Entökonomisierung für ein leeres Versprechen. Neun von zehn Krankenhausleitungen erwartet keine Entlastung von der Bürokratie. (af)