Nachwuchs

Geld allein lockt keinen Arzt

"Ein gutes Leben" wünschen sich angehende Ärzte. Mit Geld allein ist das nicht zu bewerkstelligen. Ein Hindernis ist vor allem die schlechte Laune des Establishments.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Trauriges Vorbild: Sieht so das Arzt-Dasein aus?

Trauriges Vorbild: Sieht so das Arzt-Dasein aus?

© Monkey Business Images / shutterstock

DRESDEN. Der Kampf gegen den Ärztemangel in der Provinz wird wahrscheinlich mit falschen Mitteln geführt und bleibt wirkungslos. Das wurde beim jüngsten Treffen des Netzwerkes "Ärzte für Sachsen" in Dresden deutlich.

Seit mehreren Jahren kämpft das Netzwerk der Landesärztekammer mit diversen Aktionen und Kampagnen gegen den sich ausbreitenden Medizinermangel im Freistaat.

Phillip Munzert ist Mitglied im Bundesverband der Medizinstudierenden in Deutschland und war eingeladen, um aus der Perspektive junger Studenten darüber Auskunft zu geben, wie verlockend die sächsische Provinz auf sie wirkt.

Munzert machte deutlich, dass viele der bis jetzt üblichen Maßnahmen ins Leere laufen müssen, da sie rein monetäre Anreize bieten. "Angehenden Ärzten geht es nicht vorrangig ums Geld, sondern um ein gutes Leben."

Dazu zählen vor allem Work-Life-Balance und eine gute Infrastruktur am Wohnort mit Kitas und Schulen für die eigenen Kinder.

Munzert hat mehrere Studien ausgewertet, die sich mit den Vorstellungen vom späteren Berufsleben beschäftigen. Der "Musterstudent", der sich als Querschnitt der Studien ergebe, habe eine klare Priorisierung, wo er später arbeiten möchte: In einer Klinik.

Es folgten MVZ, dann Gemeinschaftspraxen. Sich niederzulassen gilt als letzte Wahl. Zu groß ist die Angst vor ewiger Bindung an einen Ort, Verschuldung wegen des Kaufs einer Praxis und der damit einhergehende Verlust von Flexibilität.

Vorzeigebeispiel aus der Lausitz

"Viele von uns wollen in einer Praxis arbeiten, aber nicht unbedingt eine gründen", erläuterte Munzert.

Jan Schulze, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, machte auf die fehlende Vorbildfunktion älterer Ärzte aufmerksam. Zu negativ gefärbt sei das Bild, das dem Nachwuchs über den Beruf des Allgemeinarztes vermittelt werde.

"Da geht es erst um Regress, und erst dann um die Freude an der Arbeit." Munzert konnte das bestätigen. "Von der Arbeitswelt der Mediziner wird ein düsteres Bild gemalt."

Die Herausforderung wird also darin bestehen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem Land qualitativ zu verbessern - darin zeigten sich Schulze und Munzert einig. Teilzeitmodelle, Kinderbetreuungsangebote, flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien.

Das sind Faktoren, mit denen die künftige Generation in die Provinz gelockt werden müsse, sei es in MVZ, Polikliniken oder vielleicht doch in die eigene Praxis.

Als "Best-Practice-Beispiel" (Schulze) wurde bei der Tagung das Lausitzer Seenland Klinikum präsentiert.

Dort setzt die Klinikleitung unter anderem auf flexible Arbeitszeiten; ein eigenes Büro kümmert sich darum, dass die Familien von neuen Angestellten ins Wohnumfeld integriert werden, gerade werde an einem Modell für eine ausgeweitete Kinderbetreuung gearbeitet.

Der Medizinische Direktor der Klinik, Professor Thomas Sutter, erklärte, dass ein familienfreundliches und attraktives Arbeitsumfeld für die Klinik geradezu überlebensnotwendig sei.

"Die Familie und die Planbarkeit der eigenen Arbeit wird für Ärzte der neuen Generation wichtiger. Und deshalb müssen wir auf diesem Feld ein attraktives Angebot machen."

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