Hartmannbund Sachsen

Genug Pfleger, aber zu viel Dokumentation

Mehr als 30 Prozent der Arbeitszeit verbringen Pflegekräfte nicht mit der Pflege, betont der Hartmannbund Sachsen. Dieses Ergebnis hätten Befragungen ergeben.

Veröffentlicht:
Eine Pflegekraft bei der Arbeit. Die Dokumentation koste viel Arbeitszeit, beklagt der Hartmannbund Sachsen.

Eine Pflegekraft bei der Arbeit. Die Dokumentation koste viel Arbeitszeit, beklagt der Hartmannbund Sachsen.

© © drubig-photo / stock.adobe.com

Leipzig. In der Bundesrepublik besteht nach Einschätzung des sächsischen Hartmannbundes kein Pflegekräftemangel.

„Wir haben in Deutschland nicht zu wenig Pfleger“, sagte der Vorsitzende des Landesverbands Dr. Thomas Lipp. „Das Problem ist nur, dass das vorhandene Personal kaum zum Pflegen kommt.“

Befragungen zum Dokumentationsaufwand hätten ergeben, dass mehr als 30 Prozent der Arbeitszeit nicht mit der Pflege verbracht werde. „Es ist doch absurd, dass aktuell versucht wird, mit viel Aufwand neues Personal aus Mexiko, Vietnam oder den Philippinen abzuwerben, solange wir die strukturellen Grundprobleme bei uns nicht lösen“, sagte Lipp.

„Zudem ist es ethisch fragwürdig, Pflegekräfte systematisch aus Ländern zu akquirieren, wo sie für die Versorgung der eigenen Bevölkerung erforderlich wären.“

Lipp rechnete vor, dass es 100.000 Vollzeitstellen entspräche, wenn der Dokumentationsaufwand für die rund 1,1 Millionen Pflegekräfte um die Hälfte abnähme. „Damit hätten sich auf einen Schlag die derzeit 30.000 unbesetzten Stellen erledigt“, fügte er an. (sve)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Prof. Dr. Porzsolt 08.01.202012:16 Uhr

WIN-WIN-WIN in der Pflege.
Wenn eine Klinik einen Pflegenotstand zu beklagen hat, kann sie sich an uns wenden. Wir unterstützen Sie bei der Optimierung der Dokumentation und des Personaleinsatzes. Bitte melden Sie uns in welchem Zeitraum Ihre Pflegekräfte welche Dokumentationsleistungen zu welchem Thema an welchen Empfänger versandt haben. Teilen Sie uns auch bitte mit, welche Auswertung Ihrer Daten Sie zurückbekommen haben.
Wir fragen beim Empfänger Ihrer Aufzeichnungen nach, welcher Mehrwert durch die Analyse der übermittelten Daten generiert werden konnte. Sollte kein quantifizierbarer Mehrwert entstanden sein, unterbreiten wir unverzüglich einen Vorschlag zur Optimierung der Effizienz aller Beteiligten. Wir haben für diese Situation ein Regel-Prozess-Management entwickelt, von dem alle Beteiligten profitieren können. Wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Franz Porzsolt
Vorstand, Institute of Clinical Economics (ICE) e.V., 89081 Ulm
mindset@clinical-economics.com

Klindt 08.01.202008:33 Uhr

Das verweist meines Erachtens auf ein Grundproblem in der Pflegebranche. Heimleitungen in der stationären Altenpflege berichten sogar davon, dass 40 Prozent der Arbeitszeit für Dokumentation verwandt wird. Hinzu kommt, dass die Dokumentation oft nicht primär dazu genutzt wird, die Pflege für Patienten und Bewohner zu verbessern, sondern lediglich der Absicherung gegenüber Leistungsträgern, MDK, Heimaufsicht etc. dient.

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Methodische Frühlingsgefühle – oder warum Leitlinien ein bisschen Liebe brauchen

Porträt

Ein Zahnarzt und Ballermann-Sänger: Tobias Riether

Lesetipps
Ältere Diabetikerin, die ihren Blutzuckerspiegel zu Hause mit einem kontinuierlichen Glukosemessgerät kontrolliert.

© Halfpoint / stock.adobe.com

Deprescribing bei Typ-2-Diabetes

Diabetes bei Älteren: Chancen und Risiken einer Polypharmazie

Angesichts der weltweit alternden Bevölkerung ist mit einem weiteren Anstieg der Alzheimer-Inzidenz zu rechnen (derzeit werden jährlich rund 7,7 Millionen neue Fälle weltweit diagnostiziert). Antivirale Maßnahmen gegen das Herpes-Virus könnten präventiv wirken.

© KI-generiert Галя Дорожинська - stock.adobe.com

Auch andere neurotrope Viren impliziert

Alzheimer-Risiko durch Herpes: Neue Evidenz aus Real-World Daten

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung