Armut in Deutschland

Gesundheit wird ungleicher

Der "Datenreport" kann wie ein Sozialatlas der Republik gelesen werden - mit düsteren Aussichten: Denn die Gesundheitschancen sind wohl ziemlch ungleich verteilt.

Veröffentlicht:
Arm dran: Für die Gesundheit kein gutes Omen.

Arm dran: Für die Gesundheit kein gutes Omen.

© Paul Zinken / dpa

BERLIN. Armut vernichtet Lebenschancen und geht mit einem höheren Mortalitätsrisiko als bei finanziell bessergestellten Personen einher. Darauf weisen das Statistische Bundesamt und das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) im neuen "Datenreport" hin, der am Dienstag in Berlin vorgestellt worden ist.

Nach Angaben der Statistiker hat der Anteil armutsgefährdeter Menschen in Deutschland seit 2007 zugenommen. Damals betrug deren Anteil 15,2 Prozent, im Jahr 2011 sind es 16,1 Prozent gewesen. Als arm galt, wer 2011 über weniger als 980 Euro im Monat verfügte.

Offenbar ist binnen einer Dekade Armut zu einer Falle geworden, der die Betroffenen immer schwer entkommen können. Im Jahr 2011 sind 40 Prozent der armutsgefährdeten Personen bereits in den letzten fünf Jahren arm gewesen. Im Jahr 2000 traf dies lediglich auf 27 Prozent der Betroffenen zu.

Knapp 70 Prozent derer, die als arm definiert werden, sind arbeitslos (2007: 56,8 Prozent). Die Quote der armutsgefährdeten Personen, die erwerbstätig sind, ist leicht auf 7,8 Prozent (2007: 7,2 Prozent) gestiegen.

Nach Angaben des WZB haben Frauen und Männer, deren Einkommen unter der Armutsgrenze liegt, ein 2,7-fach (Männer) und 2,4-fach (Frauen) erhöhtes Mortalitätsrisiko. Der Unterschied in der mittleren Lebenserwartung bei Geburt beträgt zwischen Männern der niedrigen und der hohen Einkommensgruppe fast elf Jahre, so das WZB. Bei Frauen beläuft sich die Differenz auf acht Jahre.

Der Anteil der Menschen zwischen 30 und 64 Jahren mit geringem Einkommen, die ihren Gesundheitszustand als "weniger gut" oder "schlecht" einschätzen, hat zugenommen. 26,6 Prozent der Männer mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens haben in der Befragungsperiode 1994/98 ihren Gesundheitszustand als negativ eingeschätzt.

Dieser Anteil ist den jüngsten Befragungen zu Folge auf 32,1 Prozent gestiegen. Ähnlich verlief die Entwicklung bei Frauen. Gesundheitliche Ungleichheiten, so das Fazit im "Datenreport", haben in den vergangenen 20 Jahren zugenommen. (fst)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an