Giftexperten empfehlen Abrüstung im Rettungswagen

BREMEN (cben). Nach einer neuen Empfehlung von Giftexperten kann der Vorrat an Gegengiften im Rettungswagen auf fünf Präparate reduziert werden.

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Notärzte aus dem Bremer Klinikum Links der Weser und der Giftnotruf Universitätsklinik Göttingen haben die "Bremer Liste" mit Empfehlungen zu notwendigen Gegengiften für den Rettungswagen erarbeitet. Danach sind nur rund fünf Gegengifte im Rettungswagen unbedingt notwendig.

"Wir haben eine kleine Auswahl getroffen von sehr häufig gebrauchten Gegengiften und sehr selten benötigten, wie etwa gegen Zyanid, wo die Gabe lebensrettend sein kann und deshalb in einen Rettungswagen gehört", sagte Dr. Andreas Schaper vom Gift-Informationszentrum-Nord (GIZ) in Göttingen. Die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) und die ADAC Luftrettung empfehlen bereits diese Vorschläge, viele Notarztstandorte sind ebenfalls interessiert, hieß es.

Viele Substanzen müssen ungebraucht entsorgt werden.

Häufigste Ansprechpartner sind im Ernstfall Vergiftungszentralen und der Hausarzt. Viele Betroffene benötigten den Rettungsdienst nur, wenn die Situation akut lebensbedrohlich wird. Therapeutische Maßnahmen sind dann meist notfallmedizinische Maßnahmen wie Sicherung der Spontanatmung, Beatmung des Patienten oder kreislaufstabilisierende Maßnahmen. Magenspülungen oder Therapien mit Gegengiften finden vor allem in der Klinik statt.

"Zur Zeit führt jeder Rettungswagen so viele Gegengifte mit, wie die Besatzungen es für richtig halten", sagte Schaper. Die Substanzen kämen fast nie zum Einsatz und würden entsorgt, wenn das Verfallsdatum überschritten ist, hieß es. Es sei nicht sinnvoll, Gegengifte für seltene Vergiftungen im Rettungswagen zu lagern, weil die sehr kurz gewordenen Transportzeiten einen schnelleren Therapiebeginn in der Klinik ermöglichen.

Die "Bremer Liste" eignet sich für alle in Deutschland mit einem Notarzt besetzten Fahrzeuge. Regionale Ausnahmen ergeben sich beispielsweise durch bestimmte Industriezweige vor Ort. "Im Übrigen sind Antidota zu teuer um sie einfach wegzuschmeißen", sagte Schaper.

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