Gastkommentar zu Frauen in der Medizin
Heilberufe im Wandel
Es gibt Entwicklungen, die eine Eigendynamik haben und nahezu unbeeinflussbar Versorgungsstrukturen verändern können. Hierzu gehören die Anteile von Frauen bei den ärztlichen, zahnärztlichen und pharmazeutischen Heilberufen.
Die Entwicklungstendenzen werden besonders deutlich in der Abfolge berufstätige Angehörige, Studierende insgesamt und Erstsemester. 2014 waren von den berufstätigen Ärzten 45,5 Prozent weiblich, im Wintersemester 2013/2014 von den Medizinstudierenden insgesamt 60,6 Prozent weiblich und im Erstsemester 62,2 Prozent.
Von den behandelnd tätigen Zahnärzten, so die Bezeichnung in der Zahnärztestatistik der Bundeszahnärztekammer, waren 45,5 Prozent weiblich, von den Zahnmedizinstudierenden insgesamt 64,6 Prozent und im Erstsemester 67,4 Prozent.
Bei den berufstätigen Apothekern waren 69,2 Prozent weiblich, von den Pharmaziestudierenden insgesamt 69,8 Prozent und im Erstsemester 70,4 Prozent. Diese Zahlen bedeuten, dass in Zukunft bei diesen drei Heilberufen der Frauenanteil kontinuierlich zunimmt und dass damit die Frauen zahlenmäßig dominieren.
Es stellen sich Fragen. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Bereitschaft zur Niederlassung in eigener Praxis, im Apothekenbereich zur Übernahme einer Apotheke und damit auch die Frage nach Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung nicht nur im ländlichen Raum.
Wird es im Krankenhaus auch in Zukunft für alle Fachgebiete eine ausreichende Zahl von Bewerbern für Chefarztpositionen geben, in den medizinischen Fakultäten für Ordinariate? Fördert diese Entwicklung den Konzentrationsprozess auch in Praxen niedergelassener Ärzte und Zahnärzte, aber auch von Apotheken?
Erkennbar ist in kommenden Generationen dieser Heilberufe der Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit. Es wird Wert auf geregelte Arbeitszeiten gelegt. Wird sich diese Tendenz verstärken?
Der Wandel in der Zusammensetzung der drei Heilberufe Ärzte, Zahnärzte und Apotheker mit einer deutlichen Zunahme des Frauenanteils wird Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung haben, und dieser Wandel ist offenbar noch nicht beendet.
Professor Dr. med. Fritz Beske, war bis 2012 Direktor des „Instituts für Gesundheits-System-Forschung“ in Kiel. Für seine Tätigkeiten wurde er vielfach ausgezeichnet.