Hochschulambulanzen gegen Überweisungsvorbehalt

Unikliniken wollen sich stärker auf die ambulante Medizin ausrichten. Drei Verbände haben Forderungen formuliert.

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BERLIN (ami). Patienten sollen ohne Überweisungen in die Hochschulambulanzen kommen können.

Das fordern die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften (AWMF), der Medizinische Fakultätentag (MFT) und der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD).

Der Überweisungsvorbehalt führe dazu, dass nur "komplizierte" Patienten in die Hochschulambulanzen kommen.

"Das sind nicht die Patienten, die man für Forschung, Lehre und Weiterbildung brauchen kann", sagte AWMF-Präsident Professor Karl Heinz Rahn am Rande des Innovationskongresses der Deutschen Hochschulmedizin in Berlin.

Rahm plädierte dafür, dass Universitätskliniken sich "strukturell mehr auf ambulante Medizin einstellen". Seine Forderung begründete er damit, dass bestimmte Ausbildungsinhalte der Medizin an den Hochschulkliniken anders kaum mehr vermittelt werden könnten.

Endokrinologie ein Beispiel

Diese Beobachtung macht auch der neue MFT-Präsident Professor Heyo Kroemer. "Manche Fächer, die essentiell sind für die Ausbildung, werden nur noch ambulant praktiziert", sagte er.

Als Beispiel nannte Kroemer die Endokrinologie. Rahn ergänzte, es habe "negative Folgen für die Forschungslandschaft, dass Endokrinologie und Diabetologie an den Fakultäten nicht mehr stattfindet".

Der VUD kritisierte zudem die schwankende Vergütung für die Behandlung von Patienten in Hochschulambulanzen. Vor allem die Vergütung für Patienten mit seltenen Erkrankungen sei unzureichend, sagte der designierte VUD-Generalsekretär Ralf Heyder.

Für eine ambulante Pflichtweiterbildung, wie sie der Deutsche Ärztetag in Nürnberg diskutiert hat, fehlen nach Auffassung der drei Organisationen die Strukturen.

VUD und MFT wandten sich zudem gegen die Pläne der EU, das Medizinstudium wahlweise auf fünf Jahre zu verkürzen. Dies sei "gefährlich", da das Studium schon jetzt überfrachtet sei, so MFT-Generalsekretär Volker Hildebrandt.

Auch eine auf europäischer Ebene geplante Änderung der Berufsanerkennungsrichtlinie lehnte er ab, solange nicht gewährleistet sei, dass in allen Ländern die gleichen Voraussetzungen gegeben sind.

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Kommentare
Dr. Birgit Bauer 02.07.201216:42 Uhr

Wie wärs mit Zusammenarbeit ?

Ich gehöre einer Ärztegeneration an, die ihre praktischen Fähigkeiten während der Ausbildung in tatsächlichen Praxen bzw. Stationen bei im Alltag tätigen Ärzten nicht als billige Arbeitskraft, sondern als anzuleitende Nachwuchskollegin erleben durfte.
Aus erfahrung sollte man eigentlich lernen, ich bekomme zunehmend den Eindruck, dass sich die unterschiedlichen Strukturen selbst im Wege stehen.
M.f.G. B.Bauer

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